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Samstag, 11. März 2017

Ortenauer Weinpfad (1): Von Gernsbach nach Baden-Baden

September 2013. Meine Menschen kruschteln wild herum und studieren Karten. Da kann ich an diesem Frühlingstag ja einmal berichten, wie es damals losging mit unserer Wanderung auf dem Ortenauer Weinpfad (genaue Wegbeschreibungen und Karten findet ihr auch hier). Entdeckt haben wir das Startschild einst in Gernsbach, wo wir ja schon wiederholt gelandet sind.
Losgelaufen sind wir erst geraume Weile später an einem schönen Septembertag - Frühling und Herbst sind wunderbar für alle Etappen des Weinpfads - entweder erfreut man sich an den Blüten oder an den Früchten. 
Der Weg beginnt in der Altstadt (von hier aus gesehen also auf der anderen Seite der Murg) und führt mit einem kleinen, steilen Anstieg über die Straße Rumpelstein zunächst zu einigen Gefallenendenkmälern.
 Ein gemütlicher Waldweg schlängelt sich am Hang entlang in Richtung Schloss Eberstein.
 Nun ja, nicht überall gut wanderbar. Aber ich bin ja geländegängig (okay, damals war ich noch ein paar Jährchen jünger, aber das schaffe ich heute immer noch!). Am besten gehen wir gleich heute Nachmittag hin und gucken, ob der Baum immer noch da liegt.
 Kurz darauf zeigt sich mal wieder, warum ich im Wald nie von der Leine darf: Ein Hase flitzt den Hang hoch. Ich darf nicht hinterher, obwohl ich ihn sot gern aufstöbern würde.
 Der Weg wird schmaler und schmaler und quert dann etwas abrupt die Straße. Liebe Autofahrer, hier kommen tatsächlich manchmal Fußgänger vorbei (das Schild für schnelle Hunde fehlt natürlich).
 Und schon blicken wir durch herrliche Trauben wieder ins Murgtal hinunter. Im Schloss Eberstein macht man feinen Wein daraus, aber heute kehren wir hier nicht ein.
 Wir haben noch viel vor und wandern in Richtung Baden-Baden weiter. Die Rosen an den Enden der Rebenreihen sind nicht nur ein wunderschöner Schmuck, wie wir auf einer späteren Etappe des Weinwegs erfahren, sondern dienen den Winzern auch als Frühwarnsystem für einige Pflanzenkrankheiten, die sich an den Rosen schneller bemerkbar machen als am Wein. Meine Chefin mag die Rosen jedoch auch ganz ohne Sinn und Zweck.
 Der längere Waldabschnitt ist was für Leute, die ihre Ruhe wollen, nicht für Fotojäger. Es geht die ganze Zeit auf breiten Waldwegen durch die Natur. Meine Chefin entdeckt immerhin mal wieder eine interessante Hochsitzvariante für ihre Sammlung.
 Nach ausgiebiger, leckerer Mittagspause im Waldlokal "Nachtigall" (Achtung, vorher Öffnungszeiten prüfen, denn sonst gibt es hier weit und breit nichts) geht es durch den Wald gemächlich bergab. Der  breite Weg wird auch von Mountain-Bikern gern genutzt, also sollte ein Hund wirklich immer bei seinen Chefs laufen. Wasser gibt es an den Hängen immer wieder in ausreichender Menge.
 Für den Matsch kann ich ja nichts!
 Niemand weiß, wie die Äpfel dorthin kamen. Wir haben sie liegen lassen. Vielleicht war das eine Schnitzeljagd? Oder Naturkunst?
Unvermittelt stehen wir am Wildgehege - und alle Mufflons geben Fersengeld.
 Hinterher!
 Immer wieder eröffnen sich reizvolle Ausblicke auf die Berge und Täler rund um Baden-Baden. Spätestens ab hier wird der Weg sehr abwechslungsreich.
 Wir bewegen uns auch wieder abseits der Fahrwege.
 Da begegnet man prompt weiteren Vierbeinern.
 Der Hof, durch den der Weg mittendurch führt, hat eine eigene kleine Kapelle.
 Wie fast überall am Schwarzwaldrand kann man unterwegs gemachte Marmeladen und Honig erwerben. Auf Vertrauensbasis mit einer kleinen Kasse. Überaus praktisch, wenn solche Stationen eher am Ende des Weges warten, wenn die eigenen Vorräte schon abnehmen und man die Leckereien nicht mehr so lange über Berg und Tal mitschleppen muss.
 Ich habe auch einen neuen Freund gefunden. Ich glaube, der hat geguckt, ob wir auch brav bezahlt haben (na klar!).
 Da drüben liegt das Alte Schloss und ein Stück weiter die Battertfelsen. Da sind wir schon häufiger gewesen, doch heute geht es in die Stadt hinunter..
 An der berühmten Lichtentaler Allee von Baden-Baden kann man Kutsche fahren. Wobei die Pferde es nicht so mögen, wenn da Menschen mit Hund auf das schönste Foto warten.
 Jenseits der Bellevue-Brücke liegt ein nobles Hotel, das wir nicht besuchen. Ich muss nur mal kurz dekorativ da herumstehen - fürs Beweisfoto.
 In Baden-Baden sind sogar die Hunde nobel (aber nett - vielleicht wäre der ja gern mit uns durch den Wald gestromert).
 Vom Murgtal an die Oos - wir haben es geschafft!
Von der Innenstadt aus fährt ein Bus über Müllenbild und Nachtigall zurück nach Gernsbach, wo unser Auto wartet. Von Karlsruhe aus kann man beide Touren auch mit der Stadtbahn (Gernsbach) oder Regionalexpress (Baden-Baden) erreichen.

Den Ortenauer Weinpfad haben wir erst im darauffolgenden Frühjahr fortgesetzt. Die zweite Etappe von Baden-Baden nach Bühlertal und dann weiter bis Burg Windeck und Neusatz ist im Frühling ein Hochgenuss.



Samstag, 31. Oktober 2015

Ortenauer Weinweg (5/1): Auf der Flucht vor dem Herbstwald

Oktober 2015. An einem wunderschönen Sonntag stand die fünfte Etappe des Ortenauer Weinwegs auf dem Programm. Diesmal haben wir schlau vorher in Herztal bei Oberkirch übernachtet, um uns ohne lange Anfahrt nach dem Frühstück auf den Weg zu machen. Gemächlich steigen wir bergan zur Judas-Thadäus-Kapelle, wo wir unsere Tour aufnehmen. Gleich zu Anfang hängt an einem Weingut ein Besen.
Das heißt nicht etwa, dass dieser Hausbesitzer seine Kehrwoche nicht erledigt hat (in Baden-Württemberg fegt man bitteschön jedes Wochenende den Gehweg) und auch nicht, dass hier die Hex' vom Dasenstein hängen geblieben ist, sondern es ist eine andere Besonderheit im deutschen Südwesten, die es so auch in der Südpfalz gibt: Eine "Besenwirtschaft" darf zu bestimmten Zeiten im Jahr die eigenen Produkte nicht nur verkaufen, sondern auch auftischen. Zum Wein darf es dann natürlich auch eine Kleinigkeit zu essen geben. Nur das ganze Jahr darf nicht geöffnet sein. Wenn der Wirt offen hat, hängt er einen Besen ans Schild. In anderen Gegenden wird ein Strauß rausgehängt - dann ist es eine "Straußenwirtschaft".
Wir kommen nicht recht voran, weil meine Chefin dauernd fotografieren will. Die meisten Trauben sind Mitte Oktober schon abgeerntet. 
Der geschäftstüchtige Winzer hat seine Besen wirklich überall aufgehängt. Denn die Konkurrenz ist groß im Schlemmerland der Ortenau. Ein paar Trauben hängen noch und erhoffen sich wohl eine Karriere als Spätlese oder gar Eiswein.
Wir ziehen an der Kapelle St. Wendelin vorbei, zu der es heute noch einen Wallfahrtsritt gibt. Der heilige Wendelin hat nämlich auch das Vieh beschützt, war ein Schutzpatron der Bedrängten, der Pilger und der Hirten. Kurz dahinter stoßen wir im Wald auf ein Marienheiligtum mit diversen Madonnen, Engelchen und vielen Blumen.
Man könnte hier auch auf den Renchtalsteig abbiegen, der in sieben bis acht Stunden zu gen Hugenhöfen führt, uns aber VIEL zu lang erscheint.Uns steht der Sinn nach einem gemächlichen Sonntagsvergnügen, und so folgen wir lieber unserem Weinweg. der auch prompt einen Grillplatz touchiert.
Ich muss mir genau beschnuppern, was hier so pieksig herumliegt. Die Bäume bewerfen uns heute mit Eicheln und Esskastanien (Maronen), und ich muss stellenweise sehr gut aufpassen, wohin ich meine Pfoten setze. Einmal überlegt meine Chefin echt, ob sie mich ein Stück tragen soll, weil ich so eierig laufe, aber das wäre doch zu peinlich.
Trotzdem: Es knackt und piekt und klackert ringsherum so sehr, dass ich froh bin, wenn wir aus dem Wald in die Weinberge treten. Die Aussicht ist nicht sensationell, auch das Straßburger Münster ist allenfalls zu erahnen. Wie schon so oft auf diesem Weg ist es bei schönem Wetter eher diesig, aber mild und angenehm. Meinen Chefs gefällt die verwunschene Stimmung an der Teufelskapelle.
In dem dunklen Wald dort hinten (wo Kinder begeistert Maronen sammeln), landen wir mit einem Mal auf einem Sagenweg, der zum Beispiel erklärt, was es mit dem Teufelsstein auf sich hat (ein verrückter Streit zwischen dem Teufel und einem Männlein, das sich am Ende als St. Wendlin entpuppt). Die Spuren der Teufelskrallen sind angeblich in diesem Stein zu sehen.
Ich schnuppere tüchtig, aber es stinkt nichts mehr nach Schwefel. Auch unter der Bank im Wald, auf der wir uns nach dem anschließenden etwas steileren Anstieg ausruhen, riecht es lediglich zum Buddeln gut. Wäre doch gut möglich, dass jemand hier ein Salamibrot verloren hat, oder?
An dieser Stelle muss ich mal einer Bemerkung zur Inkompatibilität von Frühaufstehern mit Hund und Freizeitsportlern loswerden. Auf dem Ortenauer Weinweg sind nämlich am Sonntagmorgen jede Menge Mountainbiker unterwegs, meistens ziemlich fix und in Trupps von drei bis sechs Radlern. Wenn die mit Karacho einen Hang herunter fegen oder um die Kurve biegen, muss man sich in Sicherheit bringen.

Das dürfen die natürlich, denn der Weg ist auch für Radfahrer freigegeben. Aber eben auch für Wanderer. Ein Hund muss da aufs Wort hören oder ständig an der Leine sein (es gibt ja auch Hunde, die keine freiheitsdurstigen Beagles sind). Reiter und Jogger haben wir später auch getroffen, doch die sind deutlich berechenbarer als die Radfahrer und treten nicht gleich in Massen auf.
Wer den Radfahrern gern ausweichen möchte, sollte später losziehen als wir. Denn die Radler nutzen gern die frühen Stunden des Tages, wenn noch nicht so viel los ist, damit sie freie Bahn haben. 
Das Schwarze Kreuz bei Nesselried  ist ein unheimlicher Ort. In dunklen Nächten steht dort ein schwarzer Ritter mit Schwert und Schild, und wenn der Wanderer an ihm vorbeigeht, reißt der Ritter sein Schwert in die Höhe und zieht es so scharf herunter, dass der Wanderer vor Schreck in Ohnmacht fällt. Wacht er wieder auf, dann steht am Waldrand eine liebliche Jungfrau und winkt, aber der Wanderer ist wie gelähmt und kann erst am Morgen mit dem ersten Geläut seinen Weg fortsetzen.

Die klugen Nesselrieder haben deshalb an dem Kreuz auch eine kleine Schutzhütte errichtet. Also gibt es keinerlei Grund, sich auf den Ritter und sein unglückliches Jungfräulein einzulassen!

Wenig später erreichen wir Schloss Staufenberg. Darauf haben sich meine Chefs schon richtig gefreut. Nicht etwa, weil der wilde Wein so hübsch aussieht. Das Schloss ist rund 1000 Jahre alt und gehört dem Markgrafen von Baden, der rundherum ausgesprochen leckeren badischen Wein zieht.
Meine Menschen müssen das natürlich gleich versuchen und freuen sich, dass die zünftige Weinstube schon ab 11 Uhr geöffnet ist. Das Essen schmeckt auch sehr fein und ist durchaus erschwinglich.

Man kann in dem Schloss auch heiraten. Ob das aber so empfehlenswert ist? 
Auf dem Sagenweg haben wir nämlich auch die Geschichte von der Melusine gelesen. Das war eine wunderschöne Jungfrau, die gern erlöst werden wollte - nur leider war ihr Auserkorener ein Hasenfuß und heiratete eine andere (was ihm gar nicht gut bekam). Wobei eine Frau mit Krötenkopf und Drachenschwanz nun einmal nicht jedermanns Sache ist. Die Frage ist, welche Hochzeit ihm am Ende besser bekommen wäre.
Etappe 5 vom Ortenauer Weinweg geht eigentlich durch Durbach bis fast nach Offenburg. Wir haben dieses eine Mal das Auto am Gasthof stehen lassen und spazieren nach dem Mittagessen gemütlich zurück, wobei wir wahren Völkerscharen begegnen. Diesen idyllischen Zipfel im "Ländle" wissen eben viele zu schätzen. Ein guter Grund, die Etappen nur ganz klein anzulegen - so können wir öfter wiederkommen!



Samstag, 22. August 2015

Ortenauer Weinweg (3/2) und (4): Ein Spätsommertraum

15. August 2015. Der heißeste Sommer seit langem neigt sich dem Ende zu, und ausnahmsweise herrscht einmal wieder Wanderwetter. Meine Chefs stürmen so schnell los, dass ich gar nicht weiß, wie mir geschieht, und schwupp stehen wir auch schon in Sasbachwalden, um endlich den Ortenauer Weinweg fortzusetzen. Von den Wolken haben wir uns nicht einschüchtern lassen - gut so!
Der Wein steht in Reih und Glied und ist kein bisschen vertrocknet. 
 "Auf der Eck" zwischen Sasbachwalden und Kappelrodeck wartet mal wieder ein schwarzwaldtypischer Schnapsbrunnen mit äußerst zivilen Preisen und verlockendem Angebot - natürlich auch Alkoholfreies. Gleich mal Pause machen!
Durch ein Waldstück mit ganz gemütlichen, gar nicht mehr so breiten Wegen geht es weiter nach Kappelrodeck, wo diverse Variationen der "Hex vom Dasenstein" locken.
Am Waldrand versucht offenbar ein ökologisch orientierter Winzer, mit Tagetes gegen Ungeziefer anzugehen. Andere spritzen wohl eher. Jedenfalls hängen die Stöcke voll. 
In Kappelrodeck ist das Frühstück schon eine gute Weile her. Also suchen wir uns im Ortskern ein nettes Lokal, wo wir total entspannt die gute badische Küche genießen.

Das wäre das normale Ende der dritten Etappe des Ortenauer Weinwegs, für die wir letztes Jahr zu faul waren. Heute sind wir lauffreudiger.
Es geht weiter nach Waldulm und dort wieder in die Höhe. Auf dem Weg stehen prächtige Fachwerkhäuser.
  Und kurz nach Waldulm entdeckt mein Chef mitten im Weinberg auf dem Weg einen 50-Euro-Schein. Was machen wir damit? Irgendjemand ist jetzt todunglücklich, aber wer? Wir sehen weit und breit keinen Menschen. Und wie gibt man am Samstag mittag mindestens eine Stunde vom nächsten Polizeirevier entfernt einen Geldschein ab?
Wir stecken ihn erst einmal ein und denken darüber nach, wie der Schein zu seinem Besitzer zurückfinden könnte: Bloggen? Facebook fragen? Montag im Fundbüro oder bei der Polizei in Waldulm (oder Kappelrodeck?) anrufen? Ganz egoistisch lecker essen gehen (dann bleibt das Geld wenigstens in der Region) oder an Tasso spenden (ich perönlich wäre ja eher für Entenbraten, aber dass verlorene Haustiere wieder nach Hause kommen, gefiele mir im Zweifelsfall sicher auch). 
Man könnte davon vielleicht sogar diese alte Bank reparieren... 
Wir stapfen fröhlich durch den Wald in Richtung der Fatima-Kapelle bei Oberkirch und kommen uns (fast) wie Lottogewinner vor.

Am Waldrand erschreckt uns ein wilder Geselle, und als wir an der Kapelle nach dem Schein kramen, weil mein Chef mal gucken will, ob er überhaupt echt ist - da ist das Geld weg. Einfach futsch. Weil in der Tasche auch die Brille steckte, die mal auf der Nase war und mal nicht. Irgendwo im Wald zwischen Waldulm und Fatima-Kapelle (eventuell im Bereich der Waldköpflehütte?) fliegen vielleicht immer noch 50 Euro herum, die wir mal im Weinberg bei Waldulm gefunden hatten.
Beim Abstieg schwänzelt uns eine glückliche Hundemeute mit zwei besonders gut gelaunten Beagles entgegen. Wir scheinen einen Hundeschulenspaziergang zu sprengen - oder ich biete all den Hundebesitzern gerade die Chance, mal zu demonstrieren, was für nette Hunde sie haben, die natürlich alle aufs Wort horchen (bis auf die Beagles vielleicht, aber wir wissen auch ganz ohne unsere Chefs, was erlaubt ist und Spaß macht).
Nach den Weinbergen folgen bis Oberkirch, wo wir den Zug zurück nach Achern nehmen, Obstbäume ohne Ende. Die Frühzwetschgen sind schon durch, aber hier hängt noch jede Menge feines Obst für die nächsten Wochen.
Und Äpfel gehen auch nicht aus, zumindest im Badischen nicht, denn hier wachsen sie gut geschützt.
Jetzt bin ich mal gespannt, ob wir den Weinweg noch dieses Jahr abschließen oder womöglich erst nächsten August wieder weiterlaufen!