Posts mit dem Label Waldshut werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Waldshut werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 30. März 2013

Beagletreff im Schweizer Aargau

Samstag, 23.3.2013. Anstatt stolz wie Oskar mit mir über die Grenze zu marschieren (Plan A), mogeln wir zum allerersten Mal für ungefähr 2000 Meter, und auch das nur wegen dem digitalisierten Pseudoausweis: Ich überquere den Rhein im Kofferraum in der Hundebox (Plan B) - dabei interessiert sich ohnehin niemand für uns. Wir parken gleich auf der anderen Seite der Grenze auf dem Bahnhofsparkplatz des schweizerischen Koblenz.

Parkautomat Schweiz
Man könnte stattdessen auch am Rhein entlang spazieren, das ist ganz leicht zu finden (aber auf diesem kurzen Stückchen nicht wirklich schön zu laufen) oder mit dem Zug über die Grenze tuckern (MIT Ausweis). Dann bräuchte man keine Münzen für den Parkautomaten. Der ist hier nämlich ein bisschen ungewohnt, aber für Tagestouren gar nicht teuer.

Man gibt die Parkplatznummer ein, schmeißt genügend Schweizer Franken in den Automaten, drückt den grünen Knopf und steckt einfach das Ticket ein. Jetzt hat man ganz offiziell genau den Parkplatz gebucht, auf dem das Auto steht.

Gegenüber vom Parkplatz geht es am Hühnerhof vorbei direkt zum Fluss. Das ist hier nicht mehr der Rhein, sondern die Aare, aber die ist auch ganz schön breit.

Vor allem versorgt sie diverse Kraftwerke.

Gelbe Raute = Schweizer Wanderweg
Am ersten, dem Wasserkraftwerk Klingnau, lernen wir, wie gut die Schweizer ihre Wanderwege ausschildern:

Ein Wanderweg hat hier die gelbe Raute, und die finden wir wirklich an jeder erdenklichen Stelle, oft mit Pfeilen und natürlich mit Wegweisern. Ohne Gelb kein Weg, das lernen wir ganz schnell.

Danach geht es ziemlich lange immer auf dem Deich des Klingnauer Stausees entlang. Wir beobachten die Wasservögel und staunen, wie lange und weit so ein Haubentaucher tauchen kann.

Wenn nicht gerade eisiger Frühling ist, sollte man hier an Sonnenschutz denken, weil es nirgendwo Schatten gibt. Es sind auch etliche Radfahrer und Skater unterwegs.
Beagle am Klingnauer Stausee

Ich stehe hier nur so klein in der Gegend rum, damit man sieht, wie lang der Weg ist. Er ist aber nicht langweilig, weil es immer wieder Neues zu sehen gibt. Und wir können gleich einmal Schweizerisch üben, denn wir treffen viele höfliche Schweizer, die alle sagen: "Grüezi, mitanand'." Das hört sich richtig nett an. Weiß zufällig jemand, wie man im Gegenzug einen einzelnen Schweizer begrüßt?


Wanderweg an der Aare, Unterwald bei Beznau
Wie ihr seht, ist das Wetter nicht so berauschend. Um Döttingen herum setzt sanfter Eisregen ein, gerade genug, um die Regenklamotten rauszuholen. Wir sind froh, als wir dann doch ein Wäldchen erreichen, das ein wenig Schutz bietet.

Mich stört's ja nicht so sehr. Ich freue mich, dass uns ein echter Pfotentraberweg erwartet.

Kraftwerk Beznau

Diese Straße haben wir ganz fix überquert, denn hier kommt man zum Kernkraftwerk Beznau, und das ist meiner Chefin nicht so geheuer.

Der Weg ist aber schön, denn zum Ausgleich für die Energieanlagen steht hier alles gewaltig unter Naturschutz, so dass das Laufen tatsächlich richtig Spaß macht - alle Wege sind so wie oben.

Der olle Graupelregen hört bald wieder auf, und schon zückt meine Chefin wieder die Kamera.

Zum Beispiel für diese kleinen Frühjahrsblüher, veilchenartig, aber groß wie Buschwindröschen, so richtig niedliche kleine Kerlchen. Kennt die jemand?
Unbekannter Märzblüher, Aargau


Was wir ab Döttingen ebenfalls immer wieder entdecken, sind ganz verräterische Spuren von Berserkern mit langen Zähnen. Die machen sich an richtig dicken Bäumen zu schaffen. Guckt euch das bloß mal an!

Biberspuren an der Aare

Hier seht ihr weitere Spuren ganz aus der Nähe. Rabiat, oder?
 


 
Dieses schöne Stück Holz bringe ich lieber in Sicherheit. Hervorragendes Halsmuskeltraining, und ich habe es dann auch ganz gründlich verbuddelt, damit die wild gewordenen Flussnagetüme es nicht entdecken.
 
Später beobachten wir noch Schwarzspechte. Die sind für das Gemetzel am Fluss allerdings eindeutig nicht verantwortlich.
Halsmuskeltraining
Bei Stilli geht es über die Brücke, damit wir zu dem Kirchlein gelangen, das man schon die ganze Zeit gesehen hat. Das hier ist der Blick vom Waldrand ins Aaretal, zurück in die Richtung, aus der wir kamen. Der kurze Anstieg ist alles, was an diesem Tag an Steigung zu bewältigen ist.

Vorderer Rein, oberhalb von Freudenau und Stilli

Neugierige Beagles bei Brugg
Auf halber Höhe umrunden wir den Bruggerberg und steigen sehr idyllisch durch den Buchenwald bis auf 500 Meter. Dort oben finden meine Chefs Schilder: Wir sind jetzt offiziell auf dem Jura-Höhenweg angelangt, der von Dielsdorf bis zum Genfer See führt.

Und wem begegnen wir da? Lauter glücklichen Beagles, einer neugieriger als der andere!



 
Aargauer Beagletreffen
Wir haben uns ganz fröhlich begrüßt. Grüezi, mitanand', ihr Süßen!
 
Ich bin in diesem Getümmel ganz links.
 
Meine Chefs haben gerechnet: Da wir auf der ersten Tour in der Schweiz gleich drei Beagles getroffen haben, und auf 17 Touren in Deutschland nur einen (bei Bad Herrenalb), begegnet man in der Schweiz rein statistisch 51-mal mehr Beagles als in Deutschland.
 
Man könnte das auch auf Kilometer umrechnen: Ein Beagle auf 262 Kilometer gegenüber dreien auf 21 Kilometer, das macht immer noch 37,4-mal mehr Beagles in der Schweiz als in Deutschland.
 
Ganz klar: Die Schweiz ist das Beagleparadies! Hier leben eben die Eidgenossen. Und "Genossen", das klingt doch schon fast wie "Meute", oder?
 
Ich guck' gleich mal, ob es in Brugg noch mehr Beagles gibt, sehe aber nur Brücken über die Aare; von denen hat Brugg nämlich seinen Namen. Ich finde Brücken praktisch - zum Rüberschwimmen ist es schließlich viel zu kalt! Früher musste man an jeder Brücke Zoll bezahlen; heute muss man das nicht mal mehr zwischen Deutschland und der Schweiz.
Blick auf Brugg, vom Bruggerberg
Von dieser Aussichtsstelle führt ein holpriger Weg direkt zum Schwarzen Turm von Brugg, durch die Altstadt (mit Café, wo die Chefs Kaffee und Kuchen bekommen) und dann zum Bahnhof.

Wir haben Schwierigkeiten mit dem Fahrkartenautomaten, der bei der ec-Karte fragt, ob wir mit Schweizer Franken oder US-Dollars bezahlen wollen. Da kaufen wir den Fahrschein doch lieber direkt im Bahnhof - Samstag nachmittag sind mehrere Fahrkartenschalter besetzt, und die supernette Schweizerin verkauft uns ruckzuck das passende Ticket: Zwei Erwachsene und ein Hund fahren von Brugg nach Koblenz für 26,20 Schweizer Franken. Mit Umsteigen in Turgi. Geht alles ganz rasant und pünktlich - so saust der ganze Weg des Tages in 20 Minuten an uns vorbei. Die Züge fahren ganz regelmäßig alle halbe Stunde. Toller Service!
 
Bahnfahren in der Schweiz
Der Zug würde uns glatt bis Waldshut bringen, aber wir steigen in Koblenz ins Auto und schmuggeln mich zurück über die Grenze. Ich mach mich ganz klein. Liebe Schweizer, ich bin kein bisschen tollwütig, weil die Tierärztin mich regelmäßig impft, ganz echt gechippt und total legal, nur meine Chefin ist eine olle Vergesserin.
  
Beagle in der Box
Ist auch alles gut gegangen. Keine Kontrollen, keine Verhaftung, keine Quarantäne, der ganze Stress umsonst, und nach einer Viertelstunde Fahrt können wir uns im Quartier gemütlich entspannen.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Über den Hutpfad nach Waldshut


Montag, 9.10.2012.

Ausgeruht und frisch gestärkt treffen wir in Berau erst einmal die zwei interessantesten "Gartenriesen" dieser Reise.
Danach suchen wir den Pfad, der laut Google Maps von Berau aus zum Mettma-Stausee hinunter führt. Wir finden ihn auch, aber quer hindurch wird gerade eine Leitung verlegt.

Da müssten wir nach jeder Serpentine durch den Graben klettern, was ziemlich mühsam und ziemlich halsbrecherisch und auch ziemlich verboten ist (verboten? Komisches Wort. Kenn' ich nicht.)

Also wählen wir stattdessen oberhalb des Sees den Schanzenweg, der sowieso viel schöner ist. Meine Chefs finden, hier ist es so idyllisch wie in ihrem geliebten Frankreich.

Der Wirt hat gesagt, hier sind die Gämsen. Krieg ich eine?


Hier nochmal ein Blick auf den Mettma-Stausee OHNE Beagle.


Kurz darauf landen wir wieder auf dem Mittelweg und kraxeln auf gewundenen Pfaden durch einen lichten, niedrigen Wald zur Witznauer Säge hinunter. Die Straße ist hier für Fußgänger nicht zu empfehlen; der Fußweg nur bei trockenem Wetter. Aber heute ist ein schöner trockener Herbsttag.

An der Witznauer Säge ist ein Gasthaus, in dem wir eigentlich übernachten wollten, wo aber nie jemand ans Telefon ging, "wegen Krankheit geschlossen". Damit hat sich dieses Rätsel auch geklärt.

Der Mittelweg führt uns auf den Hutpfad, und meine Chefin liest vor unseren Touren Wanderführer. Da schreibt doch der Martin Kuhnle in seinen schlauen Buch über die drei großen Schwarzwald-Fernwanderwege: "Kräftige An- und Abstiege lassen den Hutpfad so richtig in die Beine gehen."

Aus diesem einen Satz (und aus der Angabe, dass die Schlussetappe knapp 30 Kilometer umfasst, die mit 7 1/2 Stunden veranschlagt sind) haben wir ebenso schlau gefolgert, dass wir die Schlussetappe ganz bestimmt nicht wie vorgesehen an einem einzigen Tag bewältigen, sondern uns lieber etwas mehr Zeit lassen. Zum Beispiel zum Pilze fotografieren.


Ich merke mal an, dass es hier nicht nur um die An- und Abstiege geht, sondern auch um rutschige Brücken und eine unendliche Pilzbesiedelung. Ich hätte lieber Leckerli. Aber meine Chefin ist begeistert, denn hier gibt es total seltene Pilze, auch essbare, zum Beispiel eine "Krause Glucke", die gar nicht gackert. Wir lassen aber alles stehen.


Der Weg verlangt angeblich Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Aber das hier ist die einzige Stelle, die mit Drahtseil gesichert ist.

Ansonsten reichen für die Menschen knöchelhohe Wanderschuhe, reichlich Wasser und etwas Kondition und für mich meine vier Pfoten und eine Leine, die mich vom Stöbern abhält.

Den Weg muss ich aber schon noch erkunden, denn der ist stellenweise doch ziemlich von Bäumen verlegt. Genau das Richtige für mich.

Wirklich hier lang? - Glaub ich nicht. Ich kehr' mal um.


Es ging dann aber doch irgendwie da durch. Nicht die einzige Stelle, die so aussah.

Dafür gab es andernorts richtig stabile Brücken und Schilder, die ganz klar zeigten, dass wir total richtig waren.

Na klar! Folgt mir, ich kenne den Weg.














Bis zum Ende des Hutpfads sind es von Berau aus locker zwei Stunden. Und wir dachten, wir sind schon fast in Waldshut! Auf der Karte sieht alles ganz idyllisch aus, in Wirklichkeit allerdings ziehen sich hier fette Strommasten durch das Tal.

Die Zivilisation hat uns wieder, und das Ding, was da so raucht, muss eine größere Fabrik sein und macht ziemlichen Krach.

Zu Hause finden wir heraus, dass es die Firma Gutex ist, die Dämmplatten aus Schwarzwaldholz herstellt. Also dient der Krach dazu, dass andere Leute schallgeschützt und kuschelig warm leben können. Na gut, ich habe es ja auch gern warm und ruhig.



Der Straße entkommen wir rasch und können ab Gutenburg (wo ist hier 'ne Burg?) links der Schlücht noch ein wenig Natur genießen. Nach insgesamt drei Wegstunden erreichen wir Gurtweil, und weil Waldshut noch gar nicht zu sehen ist, laufen wir Richtung Kirche. Merke: Wo eine Hauptstraße an einer Kirche vorbeiführt, kommt in Deutschland garantiert auch ein Gasthaus. Kommt auch, und wir können uns stärken.

Danach aber kehren wir auf den Mittelweg zurück und bewältigen die letzte kleine Anhöhe (den Aarberg, nur noch 435 Höhenmeter) in Richtung Waldshut. Auf der stark befahrenen Straße zwischen Gurtweil und Waldshut kommen auf vielleicht 200 Metern locker 100 Autos an uns vorbei, ehe wir endlich wieder in den Wald abbiegen können. Ein Glück, dass hier ein Fußweg ist!

Durch den Wald geht es nach dem Friedhof noch an der Mariengrotte vorbei und perfekt ausgeschildert direkt zum Bahnhof. Das war jetzt nur noch ein Stündchen von Gurtweil aus, also doch weniger als gedacht.


Dort packen wir die Rucksäcke ins Auto - geschafft! Jetzt sind wir "richtige Touristen", und dabei sind wir den ganzen Weg von Karlsruhe bis hier zu Fuß gelaufen.

Einen Torwächter könnten wir damit bestimmt beeindrucken, aber den gibt's hier nicht, nur die schöne Altstadt mit den zwei großen Toren vorn und hinten und den Bächle in der Mitte (nett für durstige Hunde).

 
Hier sitze ich am Rhein, und hinter mir wartet schon die Schweiz. Wenn wir von hier aus weiter nach Süden laufen, geht es nach Luzern, über hohe Berge zum Lago Maggiore, durchs Piemont und bis ans Mittelmeer.
 
Aber das ist die ganz große weite Welt, wo es vielleicht keine Busse, Straßenbahnen und Züge mehr gibt, höchstens Seilbahnen. Ob wir uns da hintrauen sollen?