Dienstag, 23. Oktober 2012

Über den Hutpfad nach Waldshut


Montag, 9.10.2012.

Ausgeruht und frisch gestärkt treffen wir in Berau erst einmal die zwei interessantesten "Gartenriesen" dieser Reise.
Danach suchen wir den Pfad, der laut Google Maps von Berau aus zum Mettma-Stausee hinunter führt. Wir finden ihn auch, aber quer hindurch wird gerade eine Leitung verlegt.

Da müssten wir nach jeder Serpentine durch den Graben klettern, was ziemlich mühsam und ziemlich halsbrecherisch und auch ziemlich verboten ist (verboten? Komisches Wort. Kenn' ich nicht.)

Also wählen wir stattdessen oberhalb des Sees den Schanzenweg, der sowieso viel schöner ist. Meine Chefs finden, hier ist es so idyllisch wie in ihrem geliebten Frankreich.

Der Wirt hat gesagt, hier sind die Gämsen. Krieg ich eine?


Hier nochmal ein Blick auf den Mettma-Stausee OHNE Beagle.


Kurz darauf landen wir wieder auf dem Mittelweg und kraxeln auf gewundenen Pfaden durch einen lichten, niedrigen Wald zur Witznauer Säge hinunter. Die Straße ist hier für Fußgänger nicht zu empfehlen; der Fußweg nur bei trockenem Wetter. Aber heute ist ein schöner trockener Herbsttag.

An der Witznauer Säge ist ein Gasthaus, in dem wir eigentlich übernachten wollten, wo aber nie jemand ans Telefon ging, "wegen Krankheit geschlossen". Damit hat sich dieses Rätsel auch geklärt.

Der Mittelweg führt uns auf den Hutpfad, und meine Chefin liest vor unseren Touren Wanderführer. Da schreibt doch der Martin Kuhnle in seinen schlauen Buch über die drei großen Schwarzwald-Fernwanderwege: "Kräftige An- und Abstiege lassen den Hutpfad so richtig in die Beine gehen."

Aus diesem einen Satz (und aus der Angabe, dass die Schlussetappe knapp 30 Kilometer umfasst, die mit 7 1/2 Stunden veranschlagt sind) haben wir ebenso schlau gefolgert, dass wir die Schlussetappe ganz bestimmt nicht wie vorgesehen an einem einzigen Tag bewältigen, sondern uns lieber etwas mehr Zeit lassen. Zum Beispiel zum Pilze fotografieren.


Ich merke mal an, dass es hier nicht nur um die An- und Abstiege geht, sondern auch um rutschige Brücken und eine unendliche Pilzbesiedelung. Ich hätte lieber Leckerli. Aber meine Chefin ist begeistert, denn hier gibt es total seltene Pilze, auch essbare, zum Beispiel eine "Krause Glucke", die gar nicht gackert. Wir lassen aber alles stehen.


Der Weg verlangt angeblich Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Aber das hier ist die einzige Stelle, die mit Drahtseil gesichert ist.

Ansonsten reichen für die Menschen knöchelhohe Wanderschuhe, reichlich Wasser und etwas Kondition und für mich meine vier Pfoten und eine Leine, die mich vom Stöbern abhält.

Den Weg muss ich aber schon noch erkunden, denn der ist stellenweise doch ziemlich von Bäumen verlegt. Genau das Richtige für mich.

Wirklich hier lang? - Glaub ich nicht. Ich kehr' mal um.


Es ging dann aber doch irgendwie da durch. Nicht die einzige Stelle, die so aussah.

Dafür gab es andernorts richtig stabile Brücken und Schilder, die ganz klar zeigten, dass wir total richtig waren.

Na klar! Folgt mir, ich kenne den Weg.














Bis zum Ende des Hutpfads sind es von Berau aus locker zwei Stunden. Und wir dachten, wir sind schon fast in Waldshut! Auf der Karte sieht alles ganz idyllisch aus, in Wirklichkeit allerdings ziehen sich hier fette Strommasten durch das Tal.

Die Zivilisation hat uns wieder, und das Ding, was da so raucht, muss eine größere Fabrik sein und macht ziemlichen Krach.

Zu Hause finden wir heraus, dass es die Firma Gutex ist, die Dämmplatten aus Schwarzwaldholz herstellt. Also dient der Krach dazu, dass andere Leute schallgeschützt und kuschelig warm leben können. Na gut, ich habe es ja auch gern warm und ruhig.



Der Straße entkommen wir rasch und können ab Gutenburg (wo ist hier 'ne Burg?) links der Schlücht noch ein wenig Natur genießen. Nach insgesamt drei Wegstunden erreichen wir Gurtweil, und weil Waldshut noch gar nicht zu sehen ist, laufen wir Richtung Kirche. Merke: Wo eine Hauptstraße an einer Kirche vorbeiführt, kommt in Deutschland garantiert auch ein Gasthaus. Kommt auch, und wir können uns stärken.

Danach aber kehren wir auf den Mittelweg zurück und bewältigen die letzte kleine Anhöhe (den Aarberg, nur noch 435 Höhenmeter) in Richtung Waldshut. Auf der stark befahrenen Straße zwischen Gurtweil und Waldshut kommen auf vielleicht 200 Metern locker 100 Autos an uns vorbei, ehe wir endlich wieder in den Wald abbiegen können. Ein Glück, dass hier ein Fußweg ist!

Durch den Wald geht es nach dem Friedhof noch an der Mariengrotte vorbei und perfekt ausgeschildert direkt zum Bahnhof. Das war jetzt nur noch ein Stündchen von Gurtweil aus, also doch weniger als gedacht.


Dort packen wir die Rucksäcke ins Auto - geschafft! Jetzt sind wir "richtige Touristen", und dabei sind wir den ganzen Weg von Karlsruhe bis hier zu Fuß gelaufen.

Einen Torwächter könnten wir damit bestimmt beeindrucken, aber den gibt's hier nicht, nur die schöne Altstadt mit den zwei großen Toren vorn und hinten und den Bächle in der Mitte (nett für durstige Hunde).

 
Hier sitze ich am Rhein, und hinter mir wartet schon die Schweiz. Wenn wir von hier aus weiter nach Süden laufen, geht es nach Luzern, über hohe Berge zum Lago Maggiore, durchs Piemont und bis ans Mittelmeer.
 
Aber das ist die ganz große weite Welt, wo es vielleicht keine Busse, Straßenbahnen und Züge mehr gibt, höchstens Seilbahnen. Ob wir uns da hintrauen sollen? 
 


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