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Freitag, 1. August 2014

Im Donautal: Von Kloster Beuron zum Jägerhaus

Mai 2014. Ja, ich erzähle immer noch von unserer Donautour (besser als von der Sintflut, die diese Woche am Schwarzwaldrand über uns hereinbrach; zum Glück sind wir ihr entwischt). Den Abschluss bildete im Mai eine gemächliche Genusswanderung im Donautal vom Kloster Beuron zum Jägerhaus.
Das Bild kriegt ihr jetzt in XXL, damit ihr die Felswände im Hintergrund seht und die phantastische Lage von Kloster Beuron in der Donauschleife. Dieser Weg ist in jeder Hinsicht geeignet für Kinderwagen, Bollerwagen, Fahrrad, Rollstuhl, Sandalen und natürlich Hundepfoten.
Schönes saftiges Gras und eine nicht zu volle Donau mit einer ganzen Menge Strömung. Zum Schwimmen nur für kräftige Hunde (und natürlich Menschen) geeignet, zumal auch die Böschung nicht überall leicht zu erklimmen ist. Immer wieder sind auch Paddler unterwegs.
Oben stehe ich auf einem Acker. Ganz schön steinig, der Boden hier. Oben auf dem Hochplateau war das noch schlimmer.

So sieht das aus, wenn man an den Felswänden nach oben blinzelt. Unten ein ziemlich verwunschener Bewuchs, darüber eine steile Abbruchkante.
 
Eine wild zerklüftete Landschaft lädt zum Entdecken ein. Wer sich auskennt oder gute Karten hat, findet auch die versteckten Pfade, die nach oben führen. Wir haben noch Muskelkater von den vielen Treppen am Vortag bei Inzigkofen und sparen uns lieber den Auf- und Abstieg.  
Da oben steht ein Schlösschen. Mein Chef behauptet, da wäre auch eine Wirtschaft, aber wir haben jede Menge Proviant dabei, und hier unten ist es auch sehr schön.
Wer jetzt mutig wäre, könnte durch die Furt waten. Dann könnte man den Weg zum Jägerhaus abkürzen. Aber da wir mitten in den verfrühten Eisheiligen unterwegs sind, wo es auf der Alb noch richtig kalt ist und der Frühling gegenüber Karlsruhe locker drei Wochen hinterher hinkt, ersparen wir uns die Erfrischung. Im Sommer wäre das sicher etwas anderes.

Solche Überhänge kennen wir aus Frankreich, da heißen sie Abri und dienen ebenfalls seit ewigen Zeiten zum Schutz vor Wind und Wetter.
Mitten in der Donauschleife wartet fernab von Verkehr und anderen Orten das Jägerhaus auf Gäste. Hier wollten wir ursprünglich total zünftig übernachten und von hier aus Berg und Tal erwandern, aber leider war kein Quartier mehr frei.

Im Restaurant gibt es Spezialitäten von den hier gezüchteten Zeburindern. Ups, sind wir plötzlich in Afrika gelandet? Von den Rindern sehen wir nix. Bestimmt gerade alle verwurstet.
So kann man am Jägerhaus die Donau überqueren, ohne nasse Füße zu bekommen. Mein Chef und ich sind mutig und nehmen den Felsenweg. Aber so richtig traut mein Chef mir nicht, denn er lässt mich nicht von der Leine. Was weniger am Misstrauen gegenüber meinen Schwimmkünsten liegt (schließlich habe ich auch die Ardêche überlebt) als am umliegenden Wald, wo ein Jagdhund wie ich bestimmt jede Menge Spaß hätte.

Das wäre ein Ausflug nach meinem Geschmack: Mein Chef laut rufend in der Mitte vom Fluss und ich fröhlich voraus im Wald auf der Pirsch!
 Meine Chefin hat feige die Brücke genommen. Mit der Ausrede, sie müsste ja fotografieren.
So idyllisch liegt das Jägerhaus im Tal. Drüben verläuft der Teerweg, auf dem wir gekommen sind. Auf dieser Seite verliert sich der Weg, den die Karte anzeigt, rasch in der Wiese, und der Pfad am Ufer ist eher ein kleiner Zugang für die Angler.

Hunde dürfen wegen Vogelschutz und Brutzeit nicht frei laufen. Egal, meine Leine ist schon ganz schön lang. Wo sind denn jetzt die Zebus?
Gut, dass wir nicht versucht haben, zur Burg hochzusteigen. Burg Bronnen ist nämlich in Privatbesitz - kein Restaurant, keine Besichtigung. Aber der Ausblick da oben ist bestimmt phantastisch!

Ich finde es hier unten auch toll. Frisches Wasser zum Trinken, kleine Pfade zum Schnüffeln und eine sonnige, heute sogar trockene Wiese.
 Da kann man sehr schön Rast machen. Ich bin auch schon ein bisschen müde. Packt doch mal aus, was ihr so dabei habt!
 Ich kaspere ein bisschen herum, um den mir zustehenden Anteil zu ergattern. Ein Beagle kann das perfekt.
 Wer braucht eine Decke, wo es eine herrliche Wiese gibt?

So lass ich mir den Start in die Wandersaison gefallen! Gut, dass ich damals nicht wusste, was für ein Renovier- und Umzugschaos meine Chefs noch vorhatten, anstatt den ganzen Sommer mit mir durch grüne Wiesen und über Berg und Tal zu stromern. Aber ich habe gelauscht - angeblich geht es demnächst wieder los.


Mittwoch, 23. Juli 2014

Donautal mit Felsenweg

Mai 2014. Meine Chefs haben eine ausgeprägte Vorliebe für die Schluchten rund um die südfranzösische Ardêche. Das obere Donautal kann da allerdings durchaus mithalten.

Das Wetter ist vielleicht nicht vergleichbar (Wein und Käse interessieren mich eher weniger), aber die Landschaft ist phantastisch. Muschelkalk wie an der Ardêche und im Schweizer Jura. Also genau unsere Kragenweite. Man kann diese Gegend durchfahren (mit Auto oder Rad), durchwandern (!) oder durchpaddeln (davon halte ich rein gar nichts).

Meine Chefs haben die Hohenzollernburg in Sigmaringen angeschaut und sind danach mit mir ein Stück auf dem Hohenzollernweg gelaufen, und zwar den Inzigkofer Felsenweg, den die Fürsten im 19. Jahrhundert angelegt haben. Er gehört zum fürstlichen Park.
Ich wage mich mutig auf die Teufelsbrücke. Huhu, Ayka, in diesen Abgrund würdest nicht einmal du springen! Deine Teufelsschlucht am Bieler See werden wir hoffentlich auch bald erkunden. Keine Ahnung, was der Teufel immer mit den ganzen Treppen will!
Der Ausblick auf die Donau ist phantastisch, auch wenn die Bäume irgendwie immer im Weg sind. Macht die Atmosphäre aber lauschiger und sorgt für Schatten.
 Ich habe den Weg schon längst gefunden, aber meine Chefin hat mich fürs Foto zurückgepfiffen.
 Meine Chefs sind ganz begeistert vom Ausblick auf die Donau.

Das da hinten ist angeblich der Amalienfelsen, der an die lebenslustige Fürstin Amalie Zephyrine erinnert, eine freiheitsdurstige Pariserin, die aufgrund ihrer Verbindungen viel für die Gegend bewirkt hat.

 Wo keine Treppen sind, sind Felsen.
Meine Menschen brauchen mal wieder gute Schuhe, ich nur vier gesunde Pfoten.
 Die Gegend ist mit den vielen Durchbrüchen echt sehenswert.
Die Hohenzollern haben hier früher öfters gepicknickt.
 
 Ha, ich weiß, warum meine Chefs diesen Weg gewählt haben.
Sie wollten für den Umzug fit werden. Treppauf, treppab...
 Für Kinderwagen und alle mit Gelenkproblemen ungeeignet.
Für mutige Hunde kein Problem. Wobei mir bei Stufen mit Durchblick mitunter durchaus mulmig wird.
Eine Grotte ganz für mich, die Nebelhöhle, wo vor ewigen Zeiten mal Steinzeitmenschen Station machten.
Ich bin hier bloß der Größenvergleich und langweile mich zu Tode.
Könnte mal ein Hase vorbeihoppeln?

Pst, ich verrate es heute schon: Der morgige Weg wird als Kontrastprogramm total flach. Immer an der Donau lang. Aber auch total schön (bei gutem Wetter).

Samstag, 31. Mai 2014

Campus Galli bei Messkirch: Sie bauen ein Kloster

Mai 2014. Von der unheimlichen Begegnung mit dem unterbeschäftigten Border Collie habe ich ja bereits erzählt. Das Beagle-Hüten war aber nicht der wahre Sinn unseres Ausflugs auf die Schwäbische Alb.


Meine Chefin wollte eine Baustelle besichtigen. Wo ein paar Leute unbedingt nach einem Plan aus dem Jahr 800 ein Kloster bauen wollen - den "Campus Galli". Der Plan für diese karolingische Klosterstadt schlummerte 1200 Jahre in St. Gallen in einer alten Bibliothek, und jetzt wird gebaut! Warum? Weil ein Mann vor vielen Jahren bei einer Ausstellung über Karl den Großen diesen Plan sah und dachte, Mensch, das müsste man mal bauen.

Und dann sah dieser Mann eines Tages einen Film über den Burgbau in Guédelon in Frankreich, wo wir letztes Jahr bestaunt haben, was man mit rein mittelalterlichen Baumethoden (und ohne Leibeigene und Tagelöhner) innerhalb von nicht einmal 20 Jahren alles zustande bringt. Der Bürgermeister von Messkirch ließ sich überzeugen, und jetzt bauen sie seit 2013 fröhlich vor sich hin.

So sieht das aus, wenn man kommt, bevor das Eintrittshäuschen öffnet. Wir haben das Gelände erst einmal umrundet. Wie man sieht, wurde kräftig gerodet. Die eigentlichen Arbeiten spielen sich im Wald ab; man kann von außen überhaupt nichts erkennen.
Im Winter steigen die Rehe über diesen Wall, um drinnen auf dem Feld zu futtern, aber da liegt hier auch jede Menge Schnee. Ich finde den Klosterbau ja völlig überflüssig. Man könnte den Wald doch ganz einfach einer Beaglemeute zur Verfügung stellen, wenn ihn sonst keiner braucht.
Das Kreuz markiert den Beginn der Klosterstadt. Man landet zuerst bei der Hütte des Schreiners.
Der hat zum Beispiel schon einen lehmverputzten Hühnerstall gebaut. Aber Hühner waren da nicht. Der Korbmacher erzählt uns, dass die Hühner den ganzen Tag frei durch den Wald spazieren, Würmer jagen und scharren. Abends ruft sie der Schreiner, und dann kommen sie angelaufen, lassen sich einsperren und legen im Stall ihre Eier. Angeblich! Ich würde sie bereitwillig suchen gehen, aber meine Chefin lässt mich nicht.
Der Korbflechter macht natürlich Körbe. Und alle möglichen anderen Dinge, insbesondere das Flechtwerk für Hauswände und Unterstände für Tiere und Menschen. Er hat auch mal einen Transportkorb für ein verletztes Schwein geflochten, das zum Tierarzt musste. Wir hatten schon gerätselt, was für eine komische Hundehütte das sein soll...
Wir haben gefragt, womit er die Weidenzweige färbt, aber die sind ganz von selbst so bunt. Je nach den Mineralien im Untergrund haben die Zweige unterschiedliche Farben. Sozusagen Tricolor-Weiden.

DA WILL ICH NICHT HIN. Ich höre Krach, und es stinkt so komisch. Kein Wunder: In der Erdhütte hat der Schmied seine Esse aufgebaut. Er stellt Werkzeug für die Handwerker her. Der Blasebalg im Vordergrund ist ein Rechts-Links-Doppelbalg, an dem ein schwitzender Mann sitzt und abwechselnd die zwei Säcke zusammendrückt.
Auf dem Bild unten sieht man gar nichts (finde ich), aber meine Chefin ist total glücklich, weil an dieser Stelle ein Klostergarten mit Heil- und Gewürzpflanzen aus dem frühen Mittelalter angelegt wurde. So etwas liebt sie!
Ein Waldweg führt uns zum künftigen Kirchplatz. Dort entsteht eine Holzkirche, denn angeblich hätte jeder Mönch zuallererst eine kleine Kirche errichtet. Um dieses Herz des Klosters soll später die eigentlich Kirche entstehen.
Das Einzige, wo gemogelt wird, ist das Fundament: Das muss laut deutschen Bauvorschriften anständig aus Beton sein. Aber sonst läuft alles mittelalterlich gemächlich und in Handarbeit ab.

Von der Kirche aus gelangt man direkt zum Marktplatz, wo Waren aus Campus Galli feilgeboten werden (ein bisschen Merchandising hat man auch damals schon betrieben). Wer Hunger und Durst hat, kann sich hier stärken. Oder man spaziert weiter zu den Tieren.
Den Schafen ist ziemlich kalt - sie sind schon geschoren, dabei gab es wieder Nachtfröste. Ihre Wolle wird ein Stück weiter verarbeitet.

Erst drehen die Spinnerinnen die gewaschene Wolle auf Handspindeln zu Fäden. Das Spinnrad war im Jahr 800 nämlich noch nicht erfunden. Es ist eine Errungenschaft des Hochmittelalters, erklärt man uns. Aus den Fäden häkeln die Wollfrauen anschließend Mützen und andere Kleidungsstücke. Die Häkeltechnik ist eher eine Nähtechnik, denn Häkelnadeln gab es auch noch nicht. Der Schmied hatte zum Beispiel so eine Mütze auf.
Gefärbt wird alles nebenan mit Pflanzenfarben nach Geheimrezepten der Färberin. Sie experimentiert unablässig ihren Suds herum - Blüten, Grünzeug, Wurzeln, Rinde und vieles mehr.
Die Seilmacherin dreht aus verschiedenen Bastsorten Seile für unterschiedliche Zwecke. Hundeleinen sind zum Glück nicht dabei; im Mittelalter hatten Hunde ein ziemlich freies Leben.
Auf dem Rückweg kommen wir noch einmal beim Schreiner vorbei - tatsächlich haben sich hier seine glücklichen Hühner mitsamt einem sehr stolzen Hahn versammelt.

Ein spannender Besuch. Wir kommen garantiert wieder und schauen uns an, wie der Klosterbau voranschreitet und eine echte Stadt entsteht.

Tipp: Wir waren an einem Wochentag gleich morgens bei der Eröffnung da, außerhalb jeglicher Schulferien. Da hatten die Handwerker viel Zeit, mit uns zu sprechen, und sie hatten auch richtig Spaß daran, uns ihre Fertigkeiten genau zu erklären. Der Ausflug hat sich richtig gelohnt - auch für mich, denn es ist alles noch ziemlich wild, es gibt viel zu schnüffeln, und ein Hund ist hier gern gesehen.