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Freitag, 5. September 2014

Ortenauer Weinpfad (3/1): Erntezeit bei Bühl

24. August 2014. Ausnahmsweise scheint in diesem "Sommer" mal die Sonne. Meine Chefs blicken zum Himmel, drucken Fahrpläne aus, springen in die Wanderstiefel und - hey, nehmt mich mit!

Das Auto parken wir in Bühl am Bahnhof  und gurken mit dem Bus auf abenteuerlicher Route zum letzten Punkt unserer Tour hinauf. Der direkte Weg dauert nur zehn Minuten, aber direkt fährt der Bus um diese Zeit nicht. Wir dürfen 30 Minuten Umweg fahren und für dieses Mehr an Landschaft auch gleich mehr bezahlen.


In Neusatz nehmen wir unterhalb der Kirche den Ortenauer Weinpfad wieder auf und steigen für die dritte Etappe zuerst einmal ein Stückchen in die Höhe. Nachdem das geschafft ist, wähnt meine Chefin sich im Paradies:
Mein Chef verrät mir, dass Frauen und Äpfel und Paradies irgendwie miteinander zusammenhängen. Nun ja. Es geht tatsächlich auch so weiter, und meine Menschen finden mal wieder, wir sind im schönsten Eckchen Deutschlands daheim.
Wisst ihr noch, was wir im Frühling angesichts der vielen Blüten überlegt haben? Auf der zweiten Etappe des Ortenauer Weinpfads? 
Genau: Dieses Jahr müsste es eine Rekord-Zwetschenernte geben.  
Wer noch mal nachschauen will: So sah die Landschaft im Frühling aus. 
An welchen Bäumen wachsen eigentlich meine Hundeleckerli? Oder Wienerle? Oder meine geliebten ENTEN (Entenbrust würde mir auch reichen)?

Immerhin haben wir eine Katze entdeckt, die war auch auf dem Baum, besser gesagt im Baumhaus. Das hatte aber nichts mit mir zu tun, auch wenn sie mich genau beäugt hatte.
Ich wollte über die Wiesen toben, aber das war total verboten (zumindest für Hunde, die lieber stromern gehen als bei Fuß zu laufen). Insbesondere in Lauf war absolut alles verboten. Ist das etwa gerecht? Unter "Lauf" verstehe ich wirklich etwas anderes!
Wir werfen einen kurzen Blick auf die Burgruine Neuwindeck (netter Picknickplatz und schöne Aussicht über das Rheintal). Danach geht es fröhlich weiter. Oberhalb von Achern kommen wir an einem Haus vorbei, wo lauter Flohmarktdinge für die Aktion "Kinder unterm Regenbogen" bereitstehen. Auch jede Menge kleiner Kakteen (wobei uns nicht klar ist, ob die auch dazugehören).

Wir brauchen zwar nix davon, aber die Idee findet meine Chefin gut. Ich freue mich eher über die Pfütze.
Danach treffen meine Chefs Wanderer, mit denen sie fachsimpeln können. Die Frau sagt, wenn man von hier aus das Straßburger Münster sehen kann (und das kann sogar meine ansonsten ziemlich kurzsichtige Chefin drüben auf der anderen Rheinseite deutlich ausmachen), dann wird es bald regnen. Womit sich ein fünfminütiges Gespräch entspinnt, ob der Regen wohl erst am Abend oder bereits am Nachmittag einsetzen wird. Am Ende der fünf Minuten fallen die ersten Tropfen, die aber glücklicherweise auch schnell wieder aufhören.
Wir erfreuen uns an den wunderschönen Weinbergen, aus denen der bekannte Alde Gott-Wein dieser Gegend stammt. Den Abstecher zu den Gaishöll-Wasserfällen und zur Burgruine Brigittenschloss sparen wir uns, denn das Mittagessen lockt.

Bei der Frage nach einem passenden Lokal beginnt die Dame, die wir fragen, zu lachen. Einfach die Hauptstraße runter, da gäbe es für jeden Gaumen und jeden Geldbeutel genug. Wir fühlen uns nicht recht ernst genommen, doch als wir die Hauptstraße durch Sasbachwalden erreichen, wird uns klar, dass sie absolut Recht hatte.

Hier reiht sich ein Restaurant ans andere, denn wir sind auf der Badischen Genussmeile gelandet. Cafés, Wirtshäuser, Weingüter, Vesperstuben, Straußenwirtschaften - alles, was das Herz begehrt! Wir versacken zufrieden in Sasbachwalden und verschieben die zweite Hälfte von Etappe 3 auf einen anderen Tag.

Ihr wisst nicht, was eine Straußen- oder Besenwirtschaft ist? Das ist eine hiesige Besonderheit für Direktvermarkter. In der Erntezeit hängt der Wirt einen Strauß oder einen Besen nach draußen, um zu zeigen, dass er gerade seine eigenen Produkte verkauft. Solche Gaststätten haben nicht das ganze Jahr geöffnet, sondern nur zu bestimmten Zeiten.
Der Bus nach Bühlertal fährt sonntags nur alle zwei Stunden. Dummerweise sind wir mal wieder über das Einzugsgebiet des KVV hinausmarschiert. Das feudale Wartehäuschen brauchen wir tatsächlich, denn der TGO-Bus des Tarifverbunds Ortenau kommt volle 20 Minuten zu spät (und kann uns nicht einmal ein passendes Ticket verkaufen). Damit ist die S-Bahn unten in Achern natürlich weg, und wir müssen eine Dreiviertelstunde auf die nächste warten. Da hätte man schon fast nach Bühl zurücklaufen können. Zumal wir keine Ahnung haben, wie wir in Achern am Sonntag an das passende Anschlussticket kommen sollen. Wir sehnen uns inständig nach den zuverlässigen Schweizer Postautos!!!

Da meine Chefs von den 23 Lokalen der Badischen Genussmeile erst eines ausprobiert haben und der Weinpfad hier weitergeht, werden wir trotzdem wiederkommen (nur bestimmt nicht mit dem Bus). Hoffentlich finden wir dann auch die Wienerle-Bäume!

Samstag, 12. April 2014

Ortenauer Weinpfad (2/2): Burg Windeck zur Zwetschenblüte

Sonntag, 30. März 2014. Die Sonne scheint, und meine Menschen wollen sofort nach draußen. Ich auch, klar! Bei uns im Badenländle ist dieses Frühjahr bisher knochentrocken, deshalb sind wir viel draußen, und meine Chefin findet nie mehr Zeit zum Bloggen. Die zweite Etappe des Ortenauer Weinpfads umfasst eigentlich noch Burg Windeck. Das ist unser heutiges Ziel für den Sonntagsspaziergang.

Am Parkplatz in Bühlertal (Wegbeginn bei Bosch) begegnen wir prompt einem erfahrenen Wanderer (auf dem hier üblichen Weg zum Frühschoppen), mit dem meine Menschen über tolle Wege fachsimpeln. Er empfiehlt uns den Rheinsteig, aber wir sind aktuell mal wieder auf dem Weg nach Süden.

Nach einem kurzen Stück durch ruhige Nebenstraßen führt der Weg durch idyllische Hanglagen, wo sich immer neue Ausblicke auf blühende Obstbäume und wachsende Reben eröffnen.

Auf diesem Bild sieht man recht gut, mit welchen Schikanen die Winzer versuchen, die steilen Hänge bewirtschaftbar zu halten. Die Zweige vom Vorjahr spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Die Schnittarbeiten sind seit unserer letzten Tour nun endgültig abgeschlossen. Übrig geblieben ist pro Rebe genau ein Trieb, der an Drähten entlang gelenkt wird.

Oberhalb von Kappelwindeck blicken wir zurück auf die Gemeinden Bühlertal-Untertal und Altschweier. In dem Einschnitt gegenüber, wo sich der Wald tiefer zu ziehen scheint, liegt die Gedenkstätte La Salette, von der wir im letzten Post berichtet haben.

Links im Dunst ruht die Rheinebene - auf in die Berge, sage ich da nur!
An der Fatima-Gedenkstätte beginnt der Aufstieg in den Wald, und ein Stückchen weiter treffen wir überrascht auf den Jakobusstein, auf dem ein fröhlich ausschreitender Jakobspilger abgebildet ist - als Sinnbild des Wanderns in einem freien Europa ohne Grenzen.

Die Steine daneben stammen aus Partnerstädten der Gemeinde.
Darf ich in Zukunft bitte auch frei wandern und ganz ohne Leine?

Danach folgt bald ein Stückchen reiner Waldweg auf natürlichem Untergrund, urig, wie wir es vom Schwarzwaldrand gewohnt sind.

Auf dieser Etappe bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke über das Rebland, und man streift abwechselnd durch Wald, Weinberge und Obstwiesen.

Mir gefallen Einblicke wie dieser. Hey, Dachs, jemand zu Hause?
Der Weinpfad biegt rückwärts zum Wald hin ab, wo eine gemütliche Bank wartet.
Wir genießen die Aussicht nach Süden zur Burgruine Windeck.
Dort gibt es zwei Lokale. Für Wanderer, Leute mit Kind und Hund und alle, die es leger lieben, bietet sich der "Pferdestall" an - österlich geschmückt und mit Wiese zum Erholen: Eigentlich wollten meine Chefs eine schnelle Suppe oder Bockwurst, doch dann sehen sie den genialen Kuchen und ziehen vergnügt die Kaffeestunde vor.
Wer gediegener speisen möchte und mehr Zeit mitbringt, kann sich im Hotel-Restaurant umtun. Immerhin sind wir auf einem Genießerpfad, und das sollte man im schönen Badenländle gebührend auskosten.

Von der Burg aus werfen wir einen Blick ins Tal - dort unten wollen wir in einer knappen Stunde den Bus erwischen.

Nach der Burg folgen mehrere kleine Bäche zum Spielen und Trinken. Und natürlich treffen wir Hunde zum Spielen und Hundebesitzer zum Plaudern.
Im Wald hängen überall Haarbüschel an den jungen Tannen. Anscheinend hat die jemand dort festgeknotet. Ich weiß natürlich, von was für Tieren die stammen, nur meine Chefs mit ihren viel zu unempfindlichen Nasen wissen es nicht. Darum haben sie keine Ahnung, wie die Waldbesitzer hier ihre Tännchen schützen wollen.
In Neusatz am Rathaus fährt regelmäßig ein Bus nach Bühl hinunter. Praktischerweise wechselt der hinterher die Nummer und tuckert direkt weiter nach Untertal, wo unser Auto wartet. Kostet nicht mal was extra, weil alles dieselbe Tarifzone ist. Haben wir ein Glück!
Unterwegs rollen wir durch eine gefühlte Million blühender Zwetschgenbäume - dieses Jahr muss es bei den berühmten Bühler Zwetschgen eine Rekordernte geben. Merke: Der Ortenauer Weinpfad bietet Genuss pur, nicht nur für Freunde eines guten Weins.