Ich bin hellwach und aufbruchbereit, aber meine Chefs wollen noch ihren geliebten Kaffee.
An der Wilhelmshöhe über Schonach steht mal wieder ein Tor zum Westweg. Meine Chefs studieren, was dort alles angepriesen wird, und schreiben kurzerhand die Wegführung in den Wind. Anstatt auf mich zu hören, denn ich rieche den richtigen Weg...
... nein, ich rieche einen Hasen. DA ist er eben vor uns lang gehoppelt, rasend schnell aus der Wiese über den Weg und in den Wald.Wir folgen dem Vier-Schanzen-Weg, dem E1 und dem Mittelweg (wo kommt der denn plötzlich wieder her?) in Richtung Blindensee. Das ist ein stiller, schöner Hochmoorsee mitten auf 1000 Meter Höhe, der ohne Zufluss oder Abfluss inmitten von Orchideen in der Gegend herum ruht. Ohne Beagle findet meine Chefin ihn noch schöner, also darf ich nichts aufs Bild.
Danach geht es immer auf der Höhe durch verträumte Schwarzwaldwiesen und Höfe mit Milchkühen. Mancherorts wird Heu oder Getreide geerntet; nach all dem Regen der letzten Woche muss das eben auch mal am Sonntag sein.
Was ist denn hier los? Auf dem letzten Stückchen haben wir immer mehr Wanderer getroffen, und jetzt werden wir sogar kontrolliert.
Die Weißenbacher Höhe, eine große Kreuzung mit Parkplatz, ist nämlich Kontrollpunkt für den Volkswandertag 2012.
Da könnte man gleich mal 'ne Wurst abstauben, oder? Nee, meine Chefs haben zu gut gefrühstückt und denken gar nicht an mich.
Sie stapfen runter nach Vogte, das sind zwei oder drei einsame Häuser in einem kleinen Tal, wo ich vom Hofhund gleich nochmal gründlich kontrolliert werde. Er mag mich, und ich mag ihn auch. Es gibt ziemlich wenig Hunde und Menschen, die einen Beagle nicht mögen.
Danach folgt ein anstrengender Aufstieg in Richtung Brend (meine Chefin übertreibt echt!!!!), immer an einem netten kleinen Bach entlang.
Kurz danach finden wir auf der anderen Seite des Berges eine der vielen Donauquellen, diesmal ist es die Bregquelle. Das Bregtal ist uns ganz recht, das führt nämlich später auf jeden Fall nach Furtwangen, also zum heutigen Etappenziel.
Nachdem ich so ein gutes Vorbild gegeben habe, wollen meine Chefs sich auch stärken, aber dazu brauchen sie unbedingt eine Bank. Dahinter wachsen himmlisch leckere, aromatische Heidelbeeren, aber ich warte lieber auf ein Stück Wurst.
Von der Bank aus haben wir beste Aussicht auf die Martinskapelle. Eigentlich hätte hier ein Gasthaus sein sollen, aber wir sind so früh dran, dass dort noch nicht geöffnet ist.Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Brend, wo uns ein großes Gasthaus entgegenlacht. Draußen ist es recht frisch, aber drinnen ist fast alles reserviert. Wir bekommen gnädigerweise trotzdem etwas zu essen, weil wir noch so früh dran sind. Von der Wilhelmshöhe bis hier waren es nur 3,5 gemütliche Wegstunden.
Draußen treffe ich übrigens eine SEHR nette deutsche Bracke, so eine Art langbeinige Beageline.
Bis zu den Alpen kann man heute nicht gucken. Ich stecke sowieso mal wieder hinter Gittern und weiß gar nicht, warum Menschen unbedingt auf Aussichtstürme klettern wollen.
Von hier aus führt eine ziemlich belebte Straße nach Furtwangen hinunter. Klar, irgendwo müssen die ganzen Ausflügler am Brend ja hergekommen sein.
Der Weg geht zwar immer wieder auch daneben entlang, aber wir sind doch froh, als wir kurz hinter dem Gasthaus "Goldener Rabe" von der Straße wegkommen.
Das letzte Stück nach Furtwangen kürzen wir ab, landen aber wohl auf einer Skipiste - das geht nach den zwei Tagen Wandern noch einmal kräftig auf die Beine. Am Friedhof entlang wäre der Abstieg gemächlicher gewesen.
Egal! Wir sind früher als erwartet im Ort. Der Bus fährt uns über Schönwald zum Bahnhof von Triberg, von wo aus die Schwarzwaldbahn nach Karlsruhe bringt.
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