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Donnerstag, 21. Mai 2015

Harz statt Toskana: Die verhexte Frühjahrstour (Teil 2)

März 2015. Wisst ihr noch, wie uns der Frühjahrssturm statt in die Toskana an die Teufelsmauer im Harz gepustet hat? Wir hatten uns nur ein Stückchen davon angesehen, denn an dem Tag hatten wir noch deutlich mehr vor. Weil sowieso alles wie verhext war, haben wir kurzerhand den Hexentanzplatz oberhalb von Thale angesteuert.
Da liegt ein Haufen Findlinge im Kreis, und früher haben hier die Hexen getanzt. Am allerwildesten in der Walpurgisnacht. Hunde dürfen auch da drin herumspringen (ich sitze da hinten nur als Größenvergleich dumm rum).
Der Teufel sieht schon komisch aus. Scheint sich prächtig über alle zu amüsieren, die da im Hexentanzplatz herumspringen.
Dem Touristenrummel entkommt man ganz rasch, wenn man sich von hier aus ins Bodetal aufmacht. Wir gehen erst oben entlang und steigen weit hinten ins Tal hinab.
Bitte schön: Wir sind noch OBEN auf dem Berg, kaum einen Kilometer hinter dem Hexentanzplatz, und schon hat uns die Chefin in den Sumpf geführt.
Ein Stückchen weiter stapft sie schon wieder begeistert in den Sumpf, aber hier lohnt es sich. Hier wachsen wilde Märzenbecher in Hülle und Fülle. Die kennen wir eigentlich nur als Gartenblumen.
Später lesen wir in der Zeitung, dass es hier ganze Täler voller Märzenbecher gibt, wo die Leute zur Blüte hinpilgern. Unsere Stelle war dafür viel zu abgelegen, aber sehr hübsch und verwunschen.
Verwunschen kam mir auch dieser Baumstamm vor, auf dem Abstieg ins Bodetal. Dort unten gibt es eine Menge Restaurants und Pensionen und damit auch ein nettes kleines Mittagessen zu fairen Wandererkonditionen. Es geht zünftig zu, und ein verträglicher Hund, der keine Angst vor ausgestopften Viechern hat, ist gern willkommen.
Dumm gelaufen. Der Weg durchs Bodetal war gesperrt. Man schickt uns zurück - den Berg hoch zum Hexentanzplatz. Aber meine Chefs entdecken die Behelfsbrücke neben der Baustelle und wie man sich um die Zäune drumherum winden kann. Von der anderen Seite kommen uns diverse Wanderer entgegen, die uns versichern, dass der Weg bis Thale gut begehbar ist. Da Samstag ist, gehen wir davon aus, dass keine Arbeiten stattfinden und ignorieren die Schilder so konsequent wie die Einheimischen.
Der Weg führt immer mal wieder recht nah an die Bode heran, sogar bis auf Trinknähe. Oben beim Anmarsch war das nicht so.
Es kommen auch nette kleine Bächlein von den Höhen herabgesprudelt. 
Von irgendwas muss der Fluss sich ja speisen. Vorsicht, Falle: Der Weg durchs Bodetal ist keineswegs ein gemächlicher Spaziergang im Flussbett, sondern führt kräftig und holprig bergauf und bergab. Knöchelhohe Schuhe sind ratsam, und wenn ein Hund weniger zieht als ich, wird definitiv weniger geflucht.
 Aber die Ausblicke entschädigen für die Mühe. Es ist wirklich sehr urig hier.
Ups. Hier war mal ein Weg, der seitlich in Richtung Roßtrappe führte. Den hat ein Felssturz verschüttet, und inzwischen hat selbst der Zaun gelitten. Hier muss man wirklich einen Umweg machen. War aber zum Glück nicht unser Weg.

Wir wollten hier nach der nächsten Kaffeepause (im Bodetal gibt es da reichlich Angebot!) hier entlang, wo uns erneut allen Schildern zum Trotz zahllose Fußgänger entgegen kommen. Sonst könnte das Gasthaus auch kaum überleben.
Wir spazieren gemütlich und ungefährdet nach Thale, freuen uns auf die Fahrt mit der Seilbahn zum Hexentanzplatz, wo das Auto steht - und müssen um 16:35 Uhr an einem strahlenden Märzsamstag erfahren, dass die Bahnen nur bis 16:30 Uhr fahren. Zu Fuß sind es aber nur 45 Minuten nach oben... Wie bitte? Man verrät uns auch nicht die Nummer des örtlichen Taxiunternehmens, aber beschreibt uns immerhin den Weg zum Bahnhof, wo zum Glück tatsächlich ein Taxi steht, das erschöpfte Wanderer zurück transportiert. Wer solche Überraschungen nicht erleben möchte: Unbedingt vorher den Seilbahnfahrplan checken! Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir uns nämlich die letzte gemütliche Kaffeepause gespart.
Der wilde Hexenwind hat uns später aus Quedlinburg vertrieben. 
 Find ich gut, denn da haben meine Chefs mich glatt auf dem Finkenherd vor einem Senf-Salon angebunden. Das ist nicht fair. Ich HASSE Senf. Damit kann man mir die leckerste Entenbrust vermiesen. Aber Senf ist hier eine Spezialität, an der Menschen nicht vorbeikommen.
Immerhin haben Regen uns Wind uns auch in eine der beiden Käsekuchenbäckereien auf dem Finkenherd (direkt unter dem Quedlinburger Schloss) gejagt. Da gibt es Käsekuchen in zahllosen Variationen, immer wieder etwas Neues - noch so eine Spezialität. Ich durfte ja nix probieren; dabei haben meine Chefs schon nach einem halben Stück schlapp gemacht.

Das gehörte jetzt nicht mehr so richtig zur Bodetalwanderung, aber meine Chefin findet, ohne Fachwerkimpressionen kann man einen Kurztrip in den Harz unmöglich abschließen.

Freitag, 3. April 2015

Harz statt Toskana - die verhexte Frühjahrstour (Teil 1)

März 2015. Wandern in der Toskana hatten meine Chefs mir versprochen. Wir waren schon durch den Schweizer Dauerregen durch und haben feudal im Bereich der oberitalienischen Seen genächtigt. Das Hotel war schwer zu finden, aber umso schöner:
Nun gut, meine Chefs waren glücklich, aber mir war die ganze Geschichte eine Spur zu vornehm.
Wahrscheinlich habe ich schon geahnt, was danach kam. Statt gemütlich wie geplant in die Toskana zu reisen, wird meine Chefin hektisch, telefoniert in der Weltgeschichte herum, und auf einmal fahren wir andersrum (ihrer Meinung nach "richtig rum").

Dann ist sie weg, und wir treffen uns erst Tage später am Harz wieder. Da kann man auch Urlaub machen. Okay. Mich fragt ja keiner so wirklich. Stört mich aber auch nicht. Zuerst haben wir gleich mal bei Thale die Teufelsmauer besucht.
Da ragen fette, zerklüftete Steine wie Saurierzähne aus dem Boden - ganz schön eindrucksvoll! Wir laufen sehr früh vom Parkplatz bei Weddersleben los, direkt an der Bode (kleiner Fluss mit Bade- und Trinkplatz). Nach kurzem Spaziergang beginnt ein Treppenaufstieg zur "Mauer".
Mich interessiert eher, ob jemand hier etwas Essbares verloren hat. Mein Chef hat bereits herausgefunden, dass es im Harz sehr leckere Würste gibt.
Wohingegen meine Chefin am liebsten jeden Stein einzeln ablichten würde.
Wieso hier so motivationslos so viele Steine rumliegen? Nun, da gibt es zum Beispiel die Sage, der zufolge der Teufel seine Hexen im Harz beschützen wollte. Die Sache mit dem Naturschutz war ja früher noch nicht so verbreitet. Also dachte er, er zieht einfach in finsterer Nacht eine Mauer um den ganzen Harz.

Nur hat er wohl die Sache mit der Sommer- und Winterzeit durcheinandergebracht (die hat uns dieses Wochenende auch irritiert). Jedenfalls marschierte eine Bäuerin in aller Frühe mit einem  Hahn im Korb zum Markt. Als sie den Teufel sah, erschrak sie so, dass der Korb herunterfiel, der Hahn krähte empört, und der Teufel zertrümmerte vor lauter Wut seine eigene Mauer. Geduld war offenbar nicht seine Stärke. Aber nachdem mich neulich der Hahn in die Nase gepickt habe, sind mir die Viecher auch suspekt.
Geologen haben andere Erklärungen.
Auf alle Fälle ist das Ding ziemlich lang. Man kann den kompletten Teufelsmauer-Stieg entlang marschieren, der sich über etliche Kilometer durch Felder und Wälder zieht und schöne Ausblicke auf die kleinen Städte des Harzvorlands und den Harz selbst ermöglicht. Wir hatten an diesem Tag aber noch eine andere Tour vor und haben es deshalb bei einem kurzen Rundgang belassen.
Irgendwie war der Teufel mit seinen Naturschutzambitionen seiner Zeit weit voraus. Heute ist hier alles geschützt, denn die Teufelsmauer steht auf Sandboden mit interessanter Vegetation und offenbar auch vielen Wildbienen. Also leider kein lustiger Kletterplatz für Kinder.
 Der Sand gefällt mir gut! Ob wir wohl dieses Jahr noch in die Toskana kommen?
Übrigens lohnt es sich wirklich, früh hier zu sein. Als wir zum Parkplatz zurückkommen (an einem Samstagmorgen Ende März), wird gerade der Imbisswagen aufgebaut, und es kommt bereits der erste Bus voller Gäste. Es ist also schnell vorbei mit der magischen Stimmung und dem ungestörten Herumschlendern.