Mai 2021. Meine Chefs waren im vergangenen Jahr so glücklich, dass sie mich hatten. So mussten sie täglich raus. Mehrfach. Und sogar nachts durften sie mit mir ins Freie. Da man praktischerweise nicht drinnen sein sollte, waren wir ganz viel draußen und haben sehr hübsche Plätzchen entdeckt - an der Pfinzquelle zum Beispiel, die meine Chefs ziemlich suchen mussten (ich wusste natürlich gleich, wo es lang geht).
Auch den Weg auf die Falkenfelsen habe ich für sie gefunden - bitte sehr:Kreuz und quer durch die Schwäbische Alb sind wir zusammen getrabt, zum Beispiel durch das Eselsburger Tal. Da ist es ungefähr so schön wie in Südfrankreich, und es war lange nicht so weit.
Zum Glück gibt es da für heiße Tage auch die Brenz, einen Teich zum Pfoten kühlen und einen schattigen Rückweg durch den Wald.
Dann kam der laaange Corona-Winter. Ich war auf der Suche nach Sonne und Wärme.
Immer wieder hatte ich Bauchgrimmen und Durchfall und Rückenschmerzen, und ich wurde immer dünner. Das lag aber bestimmt nur an dem vielen Blut, das die Tierärztin mir abgezapft hat, um rauszukriegen, was ich habe. Sogar in den Park war es am Ende so weit, dass man mich mit dem Auto abholen durfte.
Zum Gassigehen oder zum Tierarzt wollte ich getragen werden. Autsch, die alten Knochen taten ganz arg weh. In der einen Woche lief ich plötzlich ganz schief, und an einem Tag habe ich ganz wild gezuckt, das war ziemlich doof. Hinterher wusste ich gar nicht so genau, wo ich war. Immerhin hatte die Tierärztin ein tolles Schmerzmittel für mich, das meine Chefin in unwiderstehliche Leberwurstkügelchen verpackt hat.
Aber genau an dem Tag habe ich mir nachher so blöd das Bein vertreten, dass ich beim Heimkommen trotz der Schmerzmittel laut fiepte und die Tierärztin richtig traurig guckte, als sie mich untersuchte. Sie hätte mich operieren müssen ... Meine Chefs waren auch total traurig - sie hatten gedacht, dass ich irgendwann einfach einschlafe. Was für ein Unsinn! Ich wollte doch bis zuletzt im Arm sein und mich verabschieden.
Jetzt tut mir nichts mehr weh. Nie mehr.
Nachdem auch meine Chefin geimpft war, haben sie meine Asche über die Wiese auf dem Dobel getragen. Von dort aus haben sie all die Orte betrachtet, die wir gemeinsam erkundet haben, und sich viele Geschichten erzählt. Dann haben sie die Asche im Wald verstreut, an eine Stelle, die ich bestimmt sehr gerne gründlich durchgeschnüffelt hätte. Der sanfte Mairegen hat später alles in den Boden gespült.
Meine Chefin glaubt nicht so recht an die Regenbogenbrücke. Also musste ich ihr überdeutlich zeigen, wo die ist: Genau vom Dobel aus in den Himmel hoch.
Nette Meutehunde wie wir Beagles laufen darauf sogar in Begleitung.