Samstag, 27. Juni 2015

Wandern im Karwendel: Kurztripp ins Engtal

Juni 2015. Nachdem wir in der Schweiz wieder einmal nicht die "richtigen" Berge gefunden haben, fahren wir ganz lange im Auto (VIEL zu lange für meinen Geschmack). Als wir endlich das Gepäck ausladen, sehe ich das Malheur:
Das meinen sie ja wohl nicht ernst!? Da soll ich meine Menschen hochziehen? Für irgendetwas haben die Schweizer doch ihre Bernhardiner gezüchtet. Ach so, wir sind nicht in der Schweiz, sondern in Österreich. Genauer genommen im Engtal auf dem Großen Ahornboden - auf 1200 Meter Höhe (der Talboden liegt gleich mal so hoch wie der Weissenstein im Jura!). Diese österreichische Enklave liegt mitten im Karwendelgebirge, ist nur von Deutschland aus per Auto zu erreichen, und gen Süden, Osten und Westen von hohen Bergen abgeschlossen.

Rechts oben gleich hinter dem Berg liegt unser erstes Tagesziel, die Falkenhütte. Man muss nur über den Sattel kraxeln. Aber nach der vielen Fahrerei am Vortag wollen wir es langsam angehen lassen.
Darum steigen wir lieber hinter dem Berg durch das Nachbartal gemächlich bergan. Keine schlechte Idee, denn es gibt immer wieder frisches Bergwasser.
 Der Enzian wächst gleich am Wegesrand an der Böschung. Alles ist tiefblau getupft.
 Das Laliderer Tal ist am Ende durch dieselben Berge abgeriegelt wie der Große Ahornboden.
Alles ist extrem naturgeschützt. Theoretisch darf man den Weg nicht verlassen, aber es gibt keinerlei Bänke oder Rastplätze und (zumindest im Juni) auch keine Papierkörbe für pflichtbewusste Hundehalter. Das ist zwar nett für die Natur, aber weniger nett für Wanderer. Zum Glück lesen wir die zahlreichen Verbote erst später auf der Tafel am Hotel.
Andererseits wäre sonst niemand auf die Idee gekommen, meine Schleppleine ausgerechnet an so einem Baum festzumachen. Zur Strafe haben sie auch lange gebraucht, um die diversen Verwicklungen aufzudröseln.
Die knubbeligen alten Ahornbäume sind keineswegs auf den Ahornboden beschränkt. Bald werden hier überall Kühe weiden.
Meine Pfoten machen bestimmt nix kaputt. Außerdem räume ich gerade auf, damit im Naturpark Ordnung herrscht. Mal sehen, wo ich diesen Prügel verbuddeln kann.
Doch, das ist mein Ernst! Wir sind an der Schneegrenze, Zumindest reichen einzelne Schneefelder auf der Nordseite des Tals noch locker bis in 1400 Meter hinunter, und das direkt neben dem Weg. Erstaunlich, dass noch etwas übrig ist, denn es ist ein richtig heißer Tag.
Die Berge scheinen ferner zu rücken anstatt näher. Der Schotterweg zieht sich schier endlos hin. Wegen der Wettervorhersage beobachten meine Menschen kritisch die Wolken und überlegen, wie lange wir noch zur Hütte brauchen - und zurück. Zu lange! Wir kehren um, und werden später im Auto tatsächlich vom ersten kurzen Regenschauer eingeholt.
Meine Chefin beobachtet gebannt die Wolkentürme hinter der Gumpenspitze. Da drüben wären wir jetzt unterwegs, wenn wir nicht vorzeitig kapituliert hätten.
Ich finde, wir könnten reingehen. Bei Gewitter gehört ein Beagle unter den Tisch. Oder unter das Bett. Jedenfalls nicht auf die Wiese.
Die Kühe dürfen auch in den Stall. Allerdings werden die dort auch gemolken, damit die Touristen stets frischen Käse bekommen. Mal sehen, ob ich davon etwas abstauben kann. Denn morgen brauche ich bestimmt gleich wieder alle meine Kräfte.

Montag, 1. Juni 2015

Im Schongang auf den Weissenstein: Tourtipp für weniger Trittsichere

Mai 2015. Aykas Menschen haben uns mit tollen Wandertipps versorgt. Zu dumm, dass meine Chefin mit ihrem angeschlagenen Knöchel nur bergauf laufen kann, nicht weniger kräftezehrend auch mal zünftig bergab. Wir halten uns also nicht an die Geheimtipps, sondern orientieren uns an Tour 3 Uf de Bärg.

Oberhalb von Solothurn an der Station Oberdorf (655 m) parken, den Zug nach Gänsbrunnen (732 m) nehmen und dort durchs Tal erst einmal in Richtung Althüsli laufen. Wer früh genug kommt, bekommt auch am Sonntag oben am Bahnhof (kostenpflichtig) einen Parkplatz.
Wir sind zwar nicht in den Alpen, aber unten am Weg ist eine Jugendgruppe zu Gast, und die übt Alphornblasen. Ein paar begabte Musiker machen auch richtig Musik. Klingt gut!
Wir folgen Husi's Weg (unten auf der Seite steht ein Link zum PDF mit der Beschreibung, die wir erst ganz am Ende des Wegs oben am Subigerberg fanden). Gut ausgeschildert, immer wieder interessante Informationen über die Natur hier, und man muss nicht die Straße laufen und aufpassen.

Ich mache auch interessante Naturbeobachtungen, denn als ich aus dieser Pfütze trinke, stieben die Kaulquappen nach allen Seiten. Mhm, Wasser mit Proteineinlage (nein, ich schlürfe keine Kaulquappen - glaubt meine Chefin).



Auf dem Brunnersberg (892 m) ungefähr da, wo ich sitze, stand einmal ein Hof, der aber abgebrannt ist. In unserer Karte ist das Haus noch verzeichnet. Am Berg dort hinten wollen wir nachher noch höher steigen. Alles sehr angenehm schattig auf dieser Seite. Genau wie meine Chefin den Naturpark Thal liebt.
Station 9 von Husis Weg führt über einen brutal geschotterten Weg. Er ist weniger steil, als er hier ausschaut, aber trotzdem. Gift für die Füße meiner Chefin (und meine), und er zieht sich länger hin, als man zu Beginn hofft. Wer so etwas nicht mag, kann direkt gegenüber rechtzeitig auf die Teerstraße ausweichen. Viel Verkehr ist dort nicht.
Allerdings würde man diese Blumenpracht verpassen - Vergissmeinnicht, Lichtnelken und vieles andere, was einen kargen Boden liebt. Da kann die Straße unmöglich mithalten. Und hinterher kommen kleinere Pfade über die Kuhwiese.
An der Beringungsstation auf dem Subigerberg endet Husi's Weg, und als Nichtstraßengänger weichen wir auch von Aykas gemächlichem Anstieg in Richtung Binzberg ab. Über den Cholgraben wollen wir nach oben - ein deftiger Anstieg, der die Strecke aber auch ein paar Kilometer verkürzt.
Fürs Protokoll: Nicht meine Chefin hat uns in den Sumpf geführt, sondern das immer wieder abstürzende Wandernaviprogramm vom Chef und ein Wegweiser, der Mountainbiker zum Weissenstein führen soll. Das Navi enthält viel mehr Wege als unsere Wanderkarte, auch richtig breite Fahrwege (der hier gehört nicht dazu).
Hm. Im Schwarzwald wird heftig darüber diskutiert, ob Mountainbiker normale Wanderwege nutzen dürfen sollen. Wenn man betrachtet, was an einem Wochenende nach längerem Regen aus den Wegen wird, ist das vielleicht keine gute Idee. Die Biker, die hier herunter kamen, haben ihre Räder übrigens auch geschultert und am Rand um die Grube herum bugsiert. Jedenfalls ist das ein direkterer Weg zum Weissenstein.
Eine halbe Stunde später sind wir am Hinteren Grenchenberg, wo uns ein zünftiges Mittagessen erwartet, und blicken bereits zurück zum Althüsli, wo wir vor zwei Jahren durch Nebel und Wolken tappten. Die Erhebung ist die Hasenmatt (die wir mangels Trittsicherheit diesmal wieder nicht erobert haben), das Althüsli ist der rettende Gasthof darunter auf der Alm.
Nach vorn schaut man kurz darauf auf das Schweizer Mittelland mit der Aare. Irgendwo hinter dem ersten Waldzug muss der Bucheggberg mit unserem schönen Quartier liegen. Die Insel in der Aare heißt sehr passend einfach nur "Inseli".
Vor zwei Jahren haben wir zwischen Hinteren Weissenstein und Kurhaus die Fahrstraße genommen; das geht ratzfatz. Diesmal wählen wir den weitaus schöneren Weg vorne am Chänzeli entlang. Es geht zwar ein kleines bisschen auf und ab, aber das schafft selbst meine fußkranke Chefin ohne Vierpfotenantrieb.
Außerdem rasten wir sowieso konsequent bei jeder Bank, um die Aussicht zu genießen und die strahlend blauen Enziane und die Orchideen auf den Wiesen zu bestaunen.
Nicht hier runter zur Station Nesselboden? Wie schade. Dann komme ich eben wieder hoch.
Der Juragarten, den wir am Kurhaus Weissenstein (1260 m) sehen wollten, hat leider noch geschlossen, aber die Seilbahn fährt, hurra!

Seit dem Drama im Harz gucken wir bei Seilbahnen vorher genau auf die Öffnungszeiten - steht ja im Internet bei Seilbahn Weissenstein. Tipp: Wer oben erst sein Ticket kaufen will, sollte das Geld am besten passend dabei haben. Als wir kamen, gab es kein Wechselgeld mehr; das elektronische Bezahlen funktionierte erst im dritten Anlauf. Da sind ein paar andere Leute achselzuckend gelaufen.

Aber wir können dann doch noch bezahlen und haben Glück. Und was für eins! Denn "Hunde werden gratis befördert" - das ist extrem hundefreundlich und unbedingt erwähnenswert.
 Die Seilbahn geht in Nesselboden um die Ecke und dann direkt auf den Parkplatz zu.
Wie auf dieser ganzen Pfingsttour haben wir Glück und sind immer da, wo das Wetter gerade angenehm ist. Nach uns ziehen dicke Wolken über den Berg, während wir entspannt ins Quartier zurückkehren. Das war bestimmt nicht unser letzter Ausflug zum Weissenstein und ins Thal!