Sonntag, 8. April 2018

Nationalpark Nordschwarzwald (4): Nordteil von Süden her

April 2018. Die genaue Lage des Nationalparks Nordschwarzwald ist knifflig, denn er besteht aus zwei, nicht unmittelbar miteinander verbundenen Teilen. Dazwischen liegen ein paar Straßen, Freizeitanlagen (wie die Bobbahn und der Kletterpark am Mehliskopf), das eine oder andere Skigebiet und reichlich Wald.  Der Nordzipfel, den wir 2017 in drei Touren erwandert haben, ist durch die Straße von Sand bis Raumünzach vom Rest des Nordteils getrennt.
Nach dem langen, nassen Winter beginnen wir die weitere Erkundung des Nordteils von Süden her und starten auf dem kleinen Wanderparkplatz Erbersbronn-Brücke. Unterhalb der Brücke wartet ein kleiner Sandstrand - hey, ein echter Urlaubstag!
Gegenüber kann man oberhalb der Straße bis zur Bushaltestelle laufen. Gleich an der Brücke entdecken wir reichlich Weiße Pestwurz - die sieht ziemlich skurril aus. Ab dort spazieren wir mal wieder ein Stückchen auf der Murgleiter entlang, die zwischen Schönmünzach und Forbach einen kleinen Schlenker über die Schwarzenbachtalsperre einschiebt. So weit wollen wir aber gar nicht, sondern nur ohne lange Umwege direkt in den Nationalpark.
Am Waldrand gab es vielleicht mal ein Brücklein über den Bach, aber man kommt auch ohne Brücke bequem hinüber. Ich musste darüber nur erst einmal in Ruhe nachdenken.  
Echte wilde Schlüsselblumen wachsen entlang des Weges. Gleich darauf führt unser Pfad auch schon in den Nationalpark. Womit es sofort "eine Spur wilder" wird.
Oben auf dem Baumstumpf beginnt ein Tännchen zu wachsen. 
 Bei den dicken bemoosten Felsen fallen meinen Chefs Geschichten von Räubern und Orks und Geistern ein. Ich schnuppere lieber, wer hier wirklich war. Ein Fuchs? Eine Wildkatze? Ein Mäuschen?
 Die Knipse war nicht schnell genug. Eben steckte ich noch bis zum Hals in den Blättern. Vielleicht ist es doch ganz gut, dass meine Chefin mich vor zwei Tagen frisch mit Zeckenmittel behandelt hat. Denn Zecken überwintern im alten Laub. - Brr. Gleich gründlich abschütteln!
 Da hinten ist der Weg gesperrt. Mit einem langen roten Seil.
 Tja. Die Sperrung war für unseren Teil des Weges. Allerdings war von unten her alles bestens und nix gesperrt. Sonntags ist hier ohnehin nichts los. Der Start bei Erbersbronn ist auch in Hinsicht Besucher ein Geheimtipp. Während an der Schwarzwaldhochstraße (B500) jede Menge los ist, trifft man in diesem kleinen Tal vielleicht alle Stunde mal auf andere Wanderer.
 Nach einer Weile entlang der Grenze des Nationalparks geht es auf dem Schindelkopfweg bequem bergab. Plötzlich bleiben meine Menschen stehen. Sie haben einen Auerhahn gehört (denken sie), und angeblich gibt es im Nationalpark ja welche. Mein Chef ist schlau und nimmt die Geräusche mit dem Handy auf. Aber als wir das später zu Hause vergleichen, ist das ferne, unsichtbare Viech, das da vor sich hin posaunte, definitiv kein Auerhahn.

Macht nichts. Jetzt kann meine Chefin den ganzen Sommer Vogelstimmen sichten und vergleichen. Oder (noch besser) mit mir bald wieder in den Schwarzwald gehen und Augen und Ohren aufsperren.
In diesen Bereich kommen die Tiere aus den höheren Lagen sicher zum Trinken - überall sprudeln kleine Bäche ins Tal, besonders im Frühjahr, wo weiter oben noch die letzten Schneefelder schmelzen. Dieser Minisee wäre bestimmt gern ein echter Karsee geworden, so wie seine viel besuchten, bekannteren Verwandten, der Mummelsee oder der Huzenbacher See.

Ich bekomme auch ohne See reichlich frisches Quellwasser. Wobei so feudale Plätze wie dieser nur kurz vor dem Tal zu finden waren.

So ein Ausflug macht hungrig. Was die Nordschwarzwald-Nationalpark-Anrainer irgendwie noch nicht hinbekommen, ist die Verköstigung ihrer Gäste. Alle Gasthäuser, an denen wir entlang der Raumünzach und des Hundsbachs vorbeikommen, sind geschlossen, sogar drüben am Hundseck. Zum Glück erinnern wir uns an die Bergwaldhütte in Sand - da finden wir ein Plätzchen an der Sonne, Getränke und kleine Gerichte zum Entspannen.