Montag, 2. Oktober 2017

Am Weintor über die grüne Grenze nach Wissembourg

September 2017. Die Wettervorhersage schreckt vom Wandern in den Alpen ab. Also zuckeln wir an den Rand des Pfälzer Walds tief unten in der Südpfalz und stellen das Auto in Schweigen ab, wo das Deutsche Weintor grüßt. Pfalztypisch wartet am Parkplatz ein geschäftstüchtiger Gemüsebauer, an dessen Stand man sich mit Kartoffeln, neuem Wein, Marmeladen und allerlei Menschenfutter eindecken kann. Für mich ist nichts dabei; ich wäre eher für Blutwurst und Saumagen zu haben. Nur um das mal deutlich anzumerken.

Das Wetter ist etwas unbeständig, darum gehen wir an den diversen kleinen und großen Ausschänken vorbei schnurstracks in die Weinberge. Irgendwo hier ist die Grenze nach Frankreich. Riechen tut's hüben und nüben gleich.
Da drüben im Süden ist auf alle Fälle schon Frankreich. 
Die Winzer haben ganz unterschiedliche Anbaumethoden, vielleicht je nach Rebensorte? Manchmal ist zwischen den Rebenreihen ein Bewuchs, manchmal ist dort alles gerodet.
 An einer Stelle haben sich diverse Pilze breitgemacht, die meine Chefin für sehr schöne, frische Wiesenchampignons hält. Einer ist schon umgestoßen und gut zu erkennen. Wir haben leider keine Tragetaschen oder Körbe dabei. Soll jemand anders sich satt essen!
Das Herbstlaub ist auch ohne Sonne eine Augenweide. 
 Nach einer Weile endet die Kinderwagentauglichkeit des Weges.

Wir haben die ganze Zeit gerätselt, wieso der dichte Wald mit Elektrozäunen vor Eindringlingen geschützt ist. Dann fällt der Groschen: Die Winzer haben offenbar Angst vor Wildschweinen und anderem Getier, das sich an ihren kostbaren Früchten vergreifen könnte. Man wird hier nicht aus dem Wald ausgesperrt, sondern die Viecher sollen gefälligst im Wald bleiben.
 Dieses Bild ist keine Fehlbelichtung, sondern das Haus war tatsächlich bläulich gestrichen.
Was neben dem flammend roten Baum geradezu surreal aussah.
 Bald erreichen wir Reste der alten Stadtmauer von Wissembourg.
 Durch den Kern des französischen Grenzstädtchens fließt die Lauter.
 Und die Franzosen haben ihre Brücken hübsch geschmückt.
 Meine Chefin ist sehr glücklich: Dieser kriegerische Kerl ist an ein Irish Pub gemalt, das auf Englisch die Touristen aus diversen Ländern anlocken will, die heute in Scharen hier in Frankreich unterwegs sind. So lässt es sich leben in Europa! 
 Kurz darauf drücken sich die Leute an der Patisserie Rebert am Schaufenster die Nase platt. In das angeschlossene Café dürfen Hunde leider nicht hinein. Meine Chefs verzichten heldenhaft auf den ersehnten Milchkaffee und kaufen nur ein paar Köstlichkeiten zum Mitnehmen. Die Stückchen sind winzig im Vergleich zu deutschen Torten, aber ein absoluter Hochgenuss, und ein solches Törtchen macht meine Chefin schon beim Betrachten glücklich.
Ich kann das ja mal wieder nicht beurteilen. Hauptsache, ich muss nicht alleine vor der Tür hocken - was ist schon ein Meutehund ohne seine Meute?

Mit frisch erstandener Beute marschieren wir zügig zurück nach Deutschland und sitzen schon im Auto, als es richtig zu regnen beginnt. Punktsieg für uns Schönwetter- und Genusswanderer!