Mittwoch, 17. September 2014

Schwarze und weiße Pfoten im Juragarten

September 2014. Meine Chefs hatten eine Überraschung versprochen. Und die war tatsächlich gelungen. Ich springe aus dem Auto, und da wartet...

... ja, wirklich, Ayka mit den Schwarzen Pfoten, unser Wetter- und Tourenscout aus dem Jura (samt Chef und Chefin, aber die sind nicht auf dem Bild). Wir haben uns auf Anhieb prächtig verstanden.
Ayka glaubt, sie darf nicht in den Teich, aber für mich gilt das sicher nicht. Wir haben Rollentausch gemacht, denn normalerweise halte ich mich aus tieferem Wasser lieber fern. Ein Labrador, der den Teich respektiert, ist wie ein Beagle, der eine Fährte ignoriert (pst, bei meinem guten Beispiel ist sie doch ganz kurz schwach geworden).
Ayka, hast du wirklich deinen Stock weggelegt? 
 Dann kann's ja losgehen mit dem Spielen!
Jubidu, das macht Spaß! Wenn das Spiel mir zu wild wird, bringe ich mich einfach im Teich in Sicherheit, denn der ist für Labradors gesperrt (für Beagles nicht).
 Ein bisschen gewandert sind wir natürlich auch zusammen. Nur an diese Wegweiser haben wir uns lieber nicht gehalten.
 In der Verena-Schlucht bei Solothurn schmiegt sich die Martinskapelle unter den Felsüberhang.
 Ebenso eine Einsiedelei, in dem noch heute eine Einsiedlerin lebt, um an die heilige Verena zu erinnern, eine frühe Christin und Heilerin, die unter anderem auf einem Mühlstein von hier aus die ganze Aare hinuntergefahren sein soll. Was Heilige auf der Wanderschaft eben so alles tun...
Gegenüber der Martinskapelle ist die Verenakapelle in den Fels gebaut. Dort haben meine Chefs sich die Malereien im Fels und die Statue der Verena angesehen.
 Moment, so haben wir nicht gewettet. Ayka ist eine tolle Freundin und hat eine superliebe Chefin, aber das heißt nicht, dass meine Chefs gemeinsam und ohne mich in der Kapelle verschwinden dürfen. 

Ayka hilft mir ein bisschen beim Ziehen. Ich glaube, sie weiß gar nicht, wie stark ein fest entschlossener Hund sein kann.
Aber vielleicht hat sie nicht gesehen, was ich gesehen habe:
Die Gegend hier ist nämlich total gefährlich.
Zum Glück hat uns das Ungetüm nicht erwischt. So konnten wir noch ein bisschen mehr im Garten spielen und uns rundum verwöhnen lassen.

Vielen Dank, liebe Ayka, Erika und Paul! Es war ein wunderschöner Urlaubstag mit euch.

Sonntag, 14. September 2014

Jura-Höhenweg (7): Durch die Taubenlochschlucht zum Bieler See

September 2014. Meine Chefs haben eine Weile über Fahrplänen und Landkarten gebrütet. Wir starten am Morgen in Biel/Bienne und parken nach einigen Suchrunden in bequemer Laufweite zum Bahnhof Mett. Die SBB bringt uns im Nu nach Grenchen-Süd, von dort geht's per Taxi zum Untergrenchenberg (dafür gibt es Festpreise - vor Fahrtantritt nachfragen!). Das Postauto (Linie 38) fährt leider nur mittwochs und am Wochenende, und diesen Mittwoch haben meine Chefs bereits etwas ganz Besonderes vor.

Hier sind wir letztes Jahr im Nebel gestrandet. Heute wollen wir ins Tal, auch wenn von Westen her schon wieder Regenwolken heranziehen. Der Weg führt als Erstes mal quer über die Weide bergab.
Damit die Gämsen nicht stolpern, räume ich im Wald das Gröbste aus dem Weg.
 Die Schweizer machen das stellenweise auch sehr akkurat. Da staune ich!
Zum Stierenberg (Dienstags geschlossen) geht es weiter bergab, dann wieder etwas aufwärts auf Waldpfaden ins Kanton Bern. Ab hier pendeln wir ständig zwischen dem französischen Sprachgebiet im Norden und der deutschsprachigen Schweiz im Süden.

Der Waldboden riecht allerdings  überall gleich köstlich. Wo ist jetzt der Bär?
 In diesem Bereich endet vorerst der Wald. Über herrliche Bergwiesen traben wir gen Westen.
Das kleine Gasthaus in Montagne de Romont hat offen, und der Chef plädiert für eine Pause. Meine Chefin blickt skeptisch zum Himmel und drängt zum Weiterlaufen. Irgendwie hat sie heute einen guten Draht zum Wettergott, denn wir werden zwar immer wieder nass, laufen dabei aber meist am Wolkenrand im Sonnenschein - der meiste Regen fällt hinter uns.
Immer wieder versperren Kuhgatter den Weg. Mit Rucksack passen meine Menschen nur ganz knapp durch die Umgehungen, und als Hund muss man vor Stacheldraht auf der Hut sein. Aber die Übergänge sind mitunter gezielt vermint. Wahrscheinlich zum Schutz der niedlichen Kälbchen hier oben.
Wer nicht die verkehrsarmen Fahrwege durch die Chalets wählt, folgt dem Jura-Höhenweg auf einem deftigen Abstieg durch den Wald. Am Waldrand vor Plagne stoßen wir auf einen willkommenen Rast- und Spielplatz. Endlich Pause!
Von Plagne aus fährt ein Postauto ins Tal (Empfehlung aus dem Wanderführer). Wir queren am Dorfende die Weiden und folgen dem offiziellen Verlauf des Jura-Höhenwegs. Jedenfalls würden wir das gern, wenn die Kühe keine Sitzblockade machen würden. Sind das wieder diese gefährlichen Mutterkühe, die auf Wanderer mit Hund losgehen?
Wir schlagen einen Bogen um die Herde, und meine Chefin nimmt sicherheitshalber einen Stock mit, worauf prompt eine Kuh hinter uns herstapft. Hinterher soll ich den Stock tragen und mich als Hütehund nützlich machen, aber das Ding ist total morsch und gleich zerlegt.
Meine Chefs erfreuen sich an den Silberdisteln, dem Johanniskraut und den zarten weiß-lila "Krokussen" auf den Almen dieser Gegend.
Krokusse im September? Meine Chefin ist skeptisch, tippt auf Herbstzeitlosen und fragt sich, ob die für Kühe denn nicht giftig sind. Das wird zu Hause nachgeschaut, in Informationen des Landwirtschaftsministeriums: Die Herbstzeitlose ist tatsächlich auch für Kühe so giftig, dass sie diese Pflanzen nach dem ersten Kontakt sogar noch im Heu verschmähen. Deshalb treibt man nur "weideerfahrene" Rinder auf derart verseuchte Wiesen. Ziegen und Schafe können Herbstzeitlosen fressen; allerdings geht das Gift bei ihnen in die Milch über. Schäferblogs sagen, dass die Schafe ebenfalls einen Bogen um die Blümlein machen. Hübsch sind sie trotzdem, und wir haben sie klugerweise nicht angerührt.
Durch Laubwald geht es noch einmal auf nicht ganz einfachen Wegen rasant bergab. Kurz vor Frinvillier halten wir uns etwas zu lange mit dieser hübschen Blindschleiche auf.
 Prompt erwischt uns daraufhin ein kräftiger Regenguss mit lautem Donnerschlag, so dass wir ganz zufrieden sind, dass wir Minuten später unter der Hochstraße Schutz finden. Zum Glück verzieht sich das Gewitter rasch wieder. Von dort oben sind wir heute gekommen.
Unsere heutige Etappe ist jedoch noch nicht zu Ende.
Wir weichen vom Jurahöhenweg ab, weil wir durch die Taubenlochschlucht nach Biel absteigen wollen.
 Etwas verdutzt stellen wir fest, dass der Weg tatsächlich oben am Kanalmäuerchen entlang geht.
So queren wir die Suze (die auf Deutsch "Schüss" heißt).
Die Taubenlochschlucht ist manchmal geschlossen, denn das Wasser dient der Elektrizitätsgewinnung und wird je nach Wetterlage auch mal schwallartig abgelassen.

Heute stehen Krankenwagen und andere Rettungsautos am Zugang zur Schlucht. Gab es bei dem kurzen Gewitter einen Unfall? Dürfen wir überhaupt passieren? Erleichtert stellen wir fest, dass nur lauter gut gelaunte, entspannte Helfer eine Übung machen.
Die Schlucht ist wirklich eindrucksvoll und sicher die schönste Wegvariante, um nach Biel hinunter zu gelangen. Schon nach kurzer Zeit übertönt das Brausen des Wassers den Lärm des Straßen- und Bahnverkehrs, der hoch über uns verläuft.
Hier wurde ich freundlicherweise getragen, denn solche Gitter mögen meine Pfoten gar nicht. Ein größerer Hund käme aber sicher auch am Rand entlang.
 Ein herrlicher Wasserfall von der Seite her (der bringt unseren Regenguss von vorhin).
 Am Ende der Taubenlochschlucht steht man direkt am Rand von Biel, wo wir beeindruckt die Firmensitze von Rolex und Swatch erspähen.

Wir folgen der Suze zum Auto zurück. Hier kann ein Hund bequem trinken, und wer mag, läuft weitgehend entspannt am Fluss entlang in Richtung Bieler See. Uns hat dieses erholsame Stückchen mit Kinderspielplätzen und Parkbänken nach dem langen Wandertag sehr gefallen. Später wartet am Oberen und Unteren Quai mehr städtisches Ambiente mit Gaststätten und Geschäften.
Abends gewittert es noch einmal. Unterm Bett stört mich das nicht. Ich mache meinen Chefs bestimmt nicht den Platz auf dem Bett streitig. Eher rücke ich ein bisschen zur Seite, falls sie sich zu mir kuscheln wollen. Ist doch genug Platz für alle!

Morgen wartet angeblich eine Überraschung, aber heute bin ich hundemüde.







Samstag, 13. September 2014

Jura: Wandern für Genießer und Weinfreunde

September 2014. Nachdem wir uns dieses Jahr auf dem Ortenauer Weinpfad für den Jura fit gelaufen haben, entdecken meine Chefs eine interessante Weinregion am Westufer des Bieler Sees, 
perfekt angebunden an den zuverlässigen Schweizer Nahverkehr (mehr dazu später).

Im Hotel-Restaurant "Zum Alten Schweizer" in Twann werden wir sehr gastfreundlich aufgenommen und lecker verköstigt.

Durch die Dorfgasse sausen morgens die Schüler, ansonsten geht es ausgesprochen beschaulich zu und vom Verkehr auf der Durchgangsstraße bekommt man ebenso wenig mit wie von der Bahn.


Die Reblaus hat auch dieser Gegend einst übel zugesetzt, aber die Winzer am Bieler See haben sich nicht unterkriegen lassen. Im historischen Pfropfhüsli betreiben sie heute gegenüber von dem hübschen Häuschen eine bestens ausgestattete Vinothek, wo man die hiesigen Weine verkosten kann.

Auch die Einheimischen schneien gern abends auf einen Schoppen herein und fragen, was gerade offen ist. Typisch für die Gegend ist der Chasselas (Gutedel). Den mögen auch meine Chefs und probieren geduldig, bis sie ihre Lieblingssorte gefunden haben.

Nur ich kriege mal wieder nur Wasser. Wieso bekommen Beagles keinen Wein?
Der Epagneul Breton dort oben hat mich auf Französisch gründlich verbellt. Er hat echt einen tollen Ausguck - da würde ich auch gern stehen und Unbekannte verbellen! Weil offenbar alle Leute klingeln und fragen, was für ein toller Hund das ist, haben die Besitzer ganz pragmatisch einen Aufkleber an den Balkon geklebt.
Ich blinzel erst hier über die Mauer, dann auf der anderen Seite. Dort kommt der Twannbach (die Douanne) durch eine Schlucht heruntergeprasselt und animiert meine Chefs zu interessanten Tourideen. Meine Blogfreundin Ayka hat die Twannbachschlucht bereits erfolgreich erkundet - das haben sie sich ganz genau gemerkt.


Freitag, 5. September 2014

Ortenauer Weinpfad (3/1): Erntezeit bei Bühl

24. August 2014. Ausnahmsweise scheint in diesem "Sommer" mal die Sonne. Meine Chefs blicken zum Himmel, drucken Fahrpläne aus, springen in die Wanderstiefel und - hey, nehmt mich mit!

Das Auto parken wir in Bühl am Bahnhof  und gurken mit dem Bus auf abenteuerlicher Route zum letzten Punkt unserer Tour hinauf. Der direkte Weg dauert nur zehn Minuten, aber direkt fährt der Bus um diese Zeit nicht. Wir dürfen 30 Minuten Umweg fahren und für dieses Mehr an Landschaft auch gleich mehr bezahlen.


In Neusatz nehmen wir unterhalb der Kirche den Ortenauer Weinpfad wieder auf und steigen für die dritte Etappe zuerst einmal ein Stückchen in die Höhe. Nachdem das geschafft ist, wähnt meine Chefin sich im Paradies:
Mein Chef verrät mir, dass Frauen und Äpfel und Paradies irgendwie miteinander zusammenhängen. Nun ja. Es geht tatsächlich auch so weiter, und meine Menschen finden mal wieder, wir sind im schönsten Eckchen Deutschlands daheim.
Wisst ihr noch, was wir im Frühling angesichts der vielen Blüten überlegt haben? Auf der zweiten Etappe des Ortenauer Weinpfads? 
Genau: Dieses Jahr müsste es eine Rekord-Zwetschenernte geben.  
Wer noch mal nachschauen will: So sah die Landschaft im Frühling aus. 
An welchen Bäumen wachsen eigentlich meine Hundeleckerli? Oder Wienerle? Oder meine geliebten ENTEN (Entenbrust würde mir auch reichen)?

Immerhin haben wir eine Katze entdeckt, die war auch auf dem Baum, besser gesagt im Baumhaus. Das hatte aber nichts mit mir zu tun, auch wenn sie mich genau beäugt hatte.
Ich wollte über die Wiesen toben, aber das war total verboten (zumindest für Hunde, die lieber stromern gehen als bei Fuß zu laufen). Insbesondere in Lauf war absolut alles verboten. Ist das etwa gerecht? Unter "Lauf" verstehe ich wirklich etwas anderes!
Wir werfen einen kurzen Blick auf die Burgruine Neuwindeck (netter Picknickplatz und schöne Aussicht über das Rheintal). Danach geht es fröhlich weiter. Oberhalb von Achern kommen wir an einem Haus vorbei, wo lauter Flohmarktdinge für die Aktion "Kinder unterm Regenbogen" bereitstehen. Auch jede Menge kleiner Kakteen (wobei uns nicht klar ist, ob die auch dazugehören).

Wir brauchen zwar nix davon, aber die Idee findet meine Chefin gut. Ich freue mich eher über die Pfütze.
Danach treffen meine Chefs Wanderer, mit denen sie fachsimpeln können. Die Frau sagt, wenn man von hier aus das Straßburger Münster sehen kann (und das kann sogar meine ansonsten ziemlich kurzsichtige Chefin drüben auf der anderen Rheinseite deutlich ausmachen), dann wird es bald regnen. Womit sich ein fünfminütiges Gespräch entspinnt, ob der Regen wohl erst am Abend oder bereits am Nachmittag einsetzen wird. Am Ende der fünf Minuten fallen die ersten Tropfen, die aber glücklicherweise auch schnell wieder aufhören.
Wir erfreuen uns an den wunderschönen Weinbergen, aus denen der bekannte Alde Gott-Wein dieser Gegend stammt. Den Abstecher zu den Gaishöll-Wasserfällen und zur Burgruine Brigittenschloss sparen wir uns, denn das Mittagessen lockt.

Bei der Frage nach einem passenden Lokal beginnt die Dame, die wir fragen, zu lachen. Einfach die Hauptstraße runter, da gäbe es für jeden Gaumen und jeden Geldbeutel genug. Wir fühlen uns nicht recht ernst genommen, doch als wir die Hauptstraße durch Sasbachwalden erreichen, wird uns klar, dass sie absolut Recht hatte.

Hier reiht sich ein Restaurant ans andere, denn wir sind auf der Badischen Genussmeile gelandet. Cafés, Wirtshäuser, Weingüter, Vesperstuben, Straußenwirtschaften - alles, was das Herz begehrt! Wir versacken zufrieden in Sasbachwalden und verschieben die zweite Hälfte von Etappe 3 auf einen anderen Tag.

Ihr wisst nicht, was eine Straußen- oder Besenwirtschaft ist? Das ist eine hiesige Besonderheit für Direktvermarkter. In der Erntezeit hängt der Wirt einen Strauß oder einen Besen nach draußen, um zu zeigen, dass er gerade seine eigenen Produkte verkauft. Solche Gaststätten haben nicht das ganze Jahr geöffnet, sondern nur zu bestimmten Zeiten.
Der Bus nach Bühlertal fährt sonntags nur alle zwei Stunden. Dummerweise sind wir mal wieder über das Einzugsgebiet des KVV hinausmarschiert. Das feudale Wartehäuschen brauchen wir tatsächlich, denn der TGO-Bus des Tarifverbunds Ortenau kommt volle 20 Minuten zu spät (und kann uns nicht einmal ein passendes Ticket verkaufen). Damit ist die S-Bahn unten in Achern natürlich weg, und wir müssen eine Dreiviertelstunde auf die nächste warten. Da hätte man schon fast nach Bühl zurücklaufen können. Zumal wir keine Ahnung haben, wie wir in Achern am Sonntag an das passende Anschlussticket kommen sollen. Wir sehnen uns inständig nach den zuverlässigen Schweizer Postautos!!!

Da meine Chefs von den 23 Lokalen der Badischen Genussmeile erst eines ausprobiert haben und der Weinpfad hier weitergeht, werden wir trotzdem wiederkommen (nur bestimmt nicht mit dem Bus). Hoffentlich finden wir dann auch die Wienerle-Bäume!