Sonntag, 29. September 2013

Kühe im Nebel: Jura-Höhenweg im Tief

Sonntag, 15.9.2013. Frühmorgens steht die Chefin auf, um mit mir beim Frühgang die Lage zu checken. Komische Idee. Können wir bitte gleich wieder reingehen? Drinnen war angenehm geheizt.

Beagle im Regen
Bei dem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür.
Und auch keine Schönwetterwanderer.


 Ich kann nicht sagen, dass die "Aussicht" mich begeistert.

Können wir jetzt endlich gehen?


So richtig angenehm ist das nicht draußen. Besonders wenn man die Kühe auf der Weide kaum noch sieht. Schließlich sind das diese gefährlichen Mutterkühe, die ihre Kälbchen vor harmlosen Beagles verteidigen. Aber ich glaube, auch die Kühe finden die Welt hauptsächlich nass und sehen mich gar nicht.

Kühe im Nebel
Da die Wege in den Nebel führen und es immer wieder zu nieseln beginnt, lockt uns das Postauto, das sonntags etwa alle zwei Stunden direkt vor dem Haus abfährt.


Meine Chefin diskutiert und ringt um die letzten paar Meter (nur noch drei Stunden...). Die große Frage lautet: "Ist das Nebel oder eine Wolke, und herrscht darunter womöglich Dauerregen?"

Geniale Idee: "Wir fragen den Busfahrer, wie's unten aussieht!"

Antwort: "Es regnet mal 10 Minuten, dann scheint 20 Minuten die Sonne, dann regnet es 20 Minuten, dann scheint 10 Minuten die Sonne." Großartige Aussichten! Alle anderen Wanderer sitzen schon im Postauto.

Schließlich fällt das Totschlagargument: "Wir haben Regensachen, aber du musst ja auch an den Hund denken!"

Das war's. Meine Chefin hat einen ausgeprägten Mutterinstinkt, und wenn man(n) ihr so kommt (und ich schön verdrießlich gucke), dann haben wir Männer gewonnen! Hah!  Oben ist der Grenchenberg im Nebel - unten am Bahnhof von Grenchen scheint die Sonne. Immerhin sind wir im Trockenen und gelangen dank Schweizer Pünktlichkeit mit Bus und Bahn im Nu zum Auto. Mehr Regen gibt es heute auch nicht mehr.

Grenchenberg im Nebel
Schweiz, wir kommen wieder! Wenn der Jura mal nicht in Wolken, Nebel oder Schnee versinkt (was irgendwie recht selten der Fall ist).

Sonntag, 22. September 2013

Jura-Höhenweg (6): Von Balmberg nach Untergrenchenberg - wir tappen im Nebel

Samstag, 15. September 2013. Mit Leckereien vom Solothurner Markt im Gepäck brechen wir trotz Regenwarnung mit Verstärkung nach Balmberg auf. Das Auto unserer Verstärkung stellen wir auf dem Parkplatz des Kletterparks ab, was in der Nebensaison niemanden stört. Mit dem Postauto käme man auch hoch, aber die Fahrtzeiten sind für unsere Absichten eher ungünstig.
Beagle mit Wanderstab
Zur Zufriedenheit meiner Chefs trage ich mein Wasser selbst den gemächlichen Anstieg von 200 Meter zum Kurhaus Weissenstein hinauf. Um meine Muskeln noch mehr zu stählen, nehme ich außerdem einen anständigen Stock mit. Vielleicht können meine Chefs den ja später noch brauchen.
Blick auf die Alpen vom Weissenstein bei Solothurn
Und dann kommt das, worauf wir seit April warten. So oft sind wir in die Schweiz gefahren, und an diesem "Regentag" sehen wir zum ersten Mal in diesem Jahr die ALPEN. Hey, das ist ja trotz Klimaerwärmung alles voll Schnee! Wie gut, dass wir nicht stur weiter nach Süden getrabt sind, sondern den Schwenk ums Schweizer Mittelland vollzogen haben!
Blick vom Weissenstein zur Hasenmatt
Angesichts des Wetterberichts und der von Süden heranziehenden Wolken gönnen wir uns nicht einmal den Schwenk zum Kurhaus mit dem angeblich sehr sehenswerten Juragarten, sondern marschieren weiter zum Hinteren Weissenstein (gleich am Ende dieser Wiese), und dann zum Althüsli.

Das sieht zum Greifen nah aus (so wie vorhin die Alpen), ist es aber nicht. Denn erst einmal muss man durch den Wald davor und sich dort durch den Nebel den Weg suchen. Der ist die meiste Zeit eher schmal, holprig und wurzelig. Erst ganz kurz vor dem Ziel taucht urplötzlich das Althüsli aus dem Nebel wieder auf: Pause und Mittagessen!
Zwischenetappe Althüsli, Hasenmatt
Wie ihr seht, hat meine Chefin mir den Hunderucksack inzwischen abgenommen. Zwischendurch ging es nämlich gemütlich ein Stückchen abwärts, und da rutschte mir das Geschirr in die Achseln. Außerdem habe ich natürlich längst getrunken, sodass das Gewicht ohnehin leichter wurde.

Als wir wieder aus dem Haus kommen, haben wir freien Blick zurück zum Hinteren Weissenstein und sehen das Edelweiß, mit dem die Wirtsleute hier ihre Terrasse schmücken. Interessiert mich aber nicht wirklich...
Meine Chefin liest eifrig ihre Karte und entdeckt eine kräftesparende Abkürzung für Menschen mit vollen Bäuchen, die über den Stallberg führt (kleiner Hof ohne Wirtschaft). Dort stehen wir sprichwörtlich im Nebel und wissen nicht weiter. Theoretisch geht es links den Berg hoch, aber rein praktisch führt höchstens ansatzweise ein Pfad über die Wiese.

Die neugierigen Esel können uns nicht weiterhelfen, aber der alte Herr auf dem Hof erklärt uns sehr geduldig mehrfach den Weg - als wir seinen Dialekt nicht verstehen, auch auf Hochdeutsch: Den Berg hoch, bis die Fahrspuren zu steil werden, dann rechts rüber zu den Tannen, am Durchstieg durch den Zaun und weiter dem Pfad folgen.
Unsere Freunde wünschen uns viel Glück. Als wir nach einigem Umherirren den Durchstieg finden, lichtet sich der Nebel kurz. Das hätten wir von unten gern gesehen!
Wegführung: Durchstieg oberhalb vom Stallberg
Der Jura-Höhenweg führt hier auf dem Kamm entlang. Also ist Aufwärtsgehen nicht verkehrt. Da hinten ist ein Hoffnungsschimmer: Wo ein Biker schiebt, könnte vielleicht der Weg sein?
Gut, dass ich gleich in die richtige Richtung gezogen habe: Der Weg ist nämlich da, wo es so schön goldgelb leuchtet. Am Ende haben wir ihn trotz Nebel gefunden, und ich bin mal wieder der Beweis.

Merke: Eine gestrichelte Linie auf der Karte sieht in natura ungefähr so aus (wenn ein offizieller Wanderweg darüber führt). Ohne offiziellen Wanderweg reicht für einen "Weg" auch ein Durchstieg durch einen Kuhzaun. Aber immerhin!

Blick vom Schwelli auf das Aaretal
Dieses Stück Weg ist sehr lohnend, sobald der Nebel ausreißt. Unten ist die Aare zu sehen; die Höfe auf halber Höhe sind Obersbrüggli (links) und Mittlersbrüggli (rechts), und durch das Tal fließt der Brügglibach zur Aare. Schweizerische Namen sind extrem logisch!

In beiden Höfen könnte man theoretisch einkehren (wenn man die 250 Meter hinunter- und später wieder hochsteigen will). Meine Chefin sagt angesichts des mit Ketten gesicherten Weges allerdings kategorisch Nein.

 Abstieg vom Jura-Höhenweg nach Brüggli.
 Dabei sind die Ketten nur zu unserem Schutz, denn es ist hier doch rechts steil.

Wir laufen weiter auf dem Grat entlang. Die Wiesen hinten gehören bereits zum Bereich von Obergrenchenberg, der nächsten Alm.
Bis dahin darf ich meine Menschen noch ein bisschen schocken. Ich bin mir ganz sicher, dass hier ein Wildwechsel lang geht. Wahrscheinlich Gämsen!
Wer sonst sollte hier über die Felsen hüpfen? Ich muss das ganz genau ergründen und schnuppere hart an der Felswand entlang.
Spürhund auf Gämsenjagd
Hier können wir bedenkenlos entlangsteigen. Für nicht ganz trittsichere Wanderer gibt es eine Kette am Fels. Die habe ich mir genau angeschaut. Folgt mir, ich kenne den Weg!
Beagle auf dem Jura-Höhenweg

Jura-Höhenweg bei Grenchen
Ansatzweise schwindelfrei sollte man natürlich sein, wenn der Nebel sich lichtet.

Bei Nebel hier bitte nicht vom Weg abgehen!!!

Bald darauf landet man auf einem sehr angenehm zu laufenden Wiesenweg nach Obergrenchenberg. Leider hat das Windrad offenbar die Wolken angepiekst, denn als der Wald endet, holt uns doch noch ein kräftiger Regenguss ein. Wir stellen uns unter einer Baumgruppe unter und packen uns gründlich wasserfest ein.

Gut, dass es wenigstens kein Gewitter war, sonst wäre das bisschen Schutz auch nicht gerade sicher gewesen.
Wanderbeagle bei Obergrenchenberg
Der Regen kam so abrupt, dass wir keine Kaffeepause mehr einlegen, sondern den letzten Kilometer nach Untergrenchenberg weiterlaufen, wo unsere Zimmer auf uns warten. Schlicht und einfach, aber warm, und meine Chefs freuen sich schon die ganze Zeit auf die Steaks von den Angusrindern, die hier weiden.

Wir lernen auch ein neues Wort: Vernicellen sind Maroni oder Esskastanien. Daraus machen die Schweizer leckere Süßspeisen. Ich hätte lieber ein Stückchen von dem Steak, aber mit diesem Wunsch ernte ich hier oben, wo die Kühe echt geliebt werden, ziemlich giftige Blicke.
Untergrenchenberg, Schweizer Jura
Auf 1395 Meter Höhe übernachten wir und sind glücklich, dass wir der Wettervorhersage zum Trotz eine phantastische Wanderung mit Alpenblick hinter uns haben.
Ausblick Richtung Grenchen

Mal sehen, ob wir tags drauf auch noch so viel Glück haben. Angesagt ist inzwischen Dauerregen, aber wer weiß?

800 Meter tiefer und rund 3,5 Wegstunden weiter wartet in Péry das Auto auf uns.







Montag, 16. September 2013

Schweizer Jura: Ausgangsbasis Solothurn

13./14. September 2013. Wir trotzen dem Wetterbericht und fahren in den Jura. Schließlich will ich meinen neuen Rucksack ausprobieren.
Wanderbeagle in Péry, Schweizer Jura
Kurz vor dem Bieler See wartet die Taubenlochschlucht, die wir hinten herum umgehen wollen, weil der Weg laut Beschreibung auf der Hauptstrecke ein Stück weit "unattraktiv" ist. Echt? Ich gucke mir das gleich näher an.

Das Auto stellen wir in Péry direkt vor der Polizeistation am Bahnhof ab und verlassen uns auf die Schweizer Bahn, die hier stündlich fährt und uns über Biel/Bienne im Nu nach Solothurn zurücktransportiert.

Auf dem Weg in die Altstadt bemerken wir einige Boule spielende Herren mit Schiebermütze. Ganz offensichtlich nähern wir uns der französischen Sprachgrenze (aktuell noch hinter dem Berg).

Beagletreffen in Solothurn
Der Beagle (Nummer 5 im Beagleparadies Schweiz!) kläfft mich ganz beagleuntypisch an. Als meine Chefin ihm zeigt, dass in meinen schicken Taschen vor allem Leckerli stecken, wird er gleich zugänglicher.

Mit den Taschen ernte ich viele wohlgefällige Blicke, sowohl im Zug, als auch später in der Altstadt, die komplett den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist.
Mutige Teddys, Solothurn
Die ausgelassenen Teddys fanden meine Chefs lustig. Der obere Bär unter dem Kronleuchter hält ein Schild, auf dem steht, dass ihr Chef auf Urlaub ist. Deshalb macht die wilde Bande Ramba Zamba und haut kräftig auf die Pauke.

Ich würde nie so deutlich verraten, was ich anstelle, wenn keiner zu Hause ist! Aber die Bären hatten bestimmt nicht gedacht, dass jemand ihre Party ins Internet stellt.
Baseltor in Solothurn
Solothurn hat diverse dicke Festungstürme mit Toren und Durchgängen. Das Baseltor direkt an der Kathedrale ist wohl der eindrucksvollste.
Zeitglockenturm (Roter Turm), Solothurn
Der Zeitglockenturm ist ein letztes Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtmauer. Er liegt im Zentrum, da, wo wir den Beagle getroffen haben. Nachts wird die Glocke zum Glück abgestellt.
Zeitglockenturm, Solothurn

Zeitglockenturm, Solothurn
Im Detail sieht man unter anderem, dass bei unserem Besuch Halbmond war. Meiner Chefin gefielen die aufgemalten Soldaten unter der Uhr und auch der geschnitzte Soldat mit dem Tod. In Solothurn stehen diverse Soldatenstatuen herum, die wohl an die Legende vom heiligen Ursus erinnern (einem römischen Legionär und Märtyrer), aber sicher auch an die wehrhafte Vergangenheit dieser Eidgenossenstadt.

In der Nacht von Freitag auf Samstag beginnt es am frühen Morgen gewaltig zu rumpeln, so dass wir schon glauben, die Bärenparty würde um die Häuser ziehen. Stimmt nicht! Morgens tritt die Chefin mit mir aus dem Haus und entdeckt, dass samstags rund um den Zeitglockenturm Wochenmarkt ist.
Markttag in Solothurn, September
Wir kaufen keine Sonnenblumen, sondern decken uns an einem der zahlreichen Käsestände mit köstlichem Bergkäse aus dem Jura, deftiger Rehsalami und feinen "Mostbröckli" ein (ganz leckerer, fester, trockener Schinken).

Und natürlich mit Schweizer Schokolade aus den diversen kleinen Chocolaterien, aber damit geizen meine Chefs und naschen sie ganz alleine. Mit so viel Proviant steht der nächsten Etappe nichts mehr im Wege - die Wurst darf gern in meine Packtaschen!

Donnerstag, 12. September 2013

Beagles wandern ohne Gepäck!

September 2013. Meine Chefs hatten eine komische Idee: Weil wir häufig oben auf dem Grat laufen, wo keine Bäche fließen, soll ich beim Wandern mein Wasser künftig selber tragen. Letztes Jahr hatten sie diese Idee schon mal, aber die war doch längst in Vergessenheit geraten...
Prompt hat meine Chefin etwas Merkwürdiges erstanden,
vor dem ich zurückscheue wie ein nervöses Pferd.
Die Tüte mit den Leckerli ist viel interessanter! 
Mist! Man hat mich überlistet. 
Da schnuppere ich noch nach den Leckerli in den Taschen,
und schwuppdiwupp habe ich einen Hunderucksack an.
Einen für "mittelgroße Hunde" 
(dabei behauptet meine Chefin immer, sie hätte einen "kleinen" Hund,
damit ich überall dabei sein darf).
Wie werde ich das Ding jetzt wieder los?
 So wirklich glücklich bin ich noch nicht.
Wir wollen zwar in die hohen Berge,
aber ein Beagle ist doch kein Bernhardiner.
Ich finde, alles hat seine Grenzen!
 Aber so lange meine Chefin mit der Kamera beschäftigt ist,
kann ich mich fix um die interessante Tüte kümmern.

Ich bin bereit! Es kann losgehen. Knochen, Leckerli und Futter trage ich gern selbst. Dann entscheide ich aber auch, wann Zeit zum Füttern ist (jetzt!). Das Wasser dürfen trotzdem die Chefs tragen. Und ich glaube kaum, dass ich sie mit SO viel Gepäck weiterhin die Berge hochziehen werde.

Ich glaube, ich werde der Lieblingsfreund aller Hunde, wenn ich derart gut nach Futter dufte.